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Je länger Lala redete, desto ernster und härter wurde Keiras Gesichtsausdruck. Als Lala fertig war, war Keiras ganzer Körper angespannt und steif und ihre Augen waren zu Schlitzen verengt. Halb nachdenklich, halb wütend sah sie Lala an. Allerdings war sie nicht auf sie wütend.
"Okay, jetzt reicht es.", knurrte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. "Dieser Scherzkeks spielt mit uns, von Anfang an. Ich dachte, er tickt vielleicht nicht mehr ganz richtig oder hat sonst irgendwie komische Gründe, mich zu verfolgen und dazu zu bringen, mitten in der Nacht auf Dächern herum zu jagen... Aber das ist alles nur ein Spiel, um uns verrückt zu machen. Das muss aufhören. Es kann ja nicht sein, dass er inzwischen das Militär der ganzen Stadt zum Narren hält und einen Ball halb torpediert. Zumindest für einige... Die meisten scheinen nichts zu wissen."
Sie starrte einen Augenblick lang in die Ferne, nahm dann ihre Hände nach unten und ballte sie zu Fäusten.
"So, und was machen wir jetzt? Das muss aufhören. Aber wir tragen Ballkleider und Stöckelschuhe und wissen noch nicht einmal, wie gefährlich er ist. Was können wir tun?"

Keira schleifte sie nach draußen und forderte eine Antwort. Lala wusste nicht, was sie tun sollte... Es sollte doch ein schöner, normaler, NORMALER Abend werden. Sie seufzte laut.
"Ich entnehme Fais Reaktion auf das Wort 'Vampir', dass es sich wahrscheinlich wirklich um einen handelt.. und höchstwahrscheinlich um ein und denselben, wie den, den du im Wald getroffen hast... und er ist anscheinend hier... oder hat vor hier aufzutauchen...sonst wäre ja keine Krieger-Truppe hier. Außerdem... ist das wirklich gruselig... ich fühle mich auf einmal so...schwach..."
Ihre Stimme fing an zu zittern.
"Er oder es oder was auch immer es ist, ist in meine Gedanken eingedrungen und...mir wird andauernd schwindlig und... er hat gesagt, er wolle ein Spiel spielen. Er hat etwas in meinen Kopf reingesagt... So etwas hab ich noch nie erlebt."
Sie bekam Gänsehaut am ganzen Körper und sah Keira mit einem besorgten Blick an, hatte aber eigentlich nicht vor, ihr Sorgen zu machen.

Okay, jetzt reichte es. "Lala, ich muss mit dir reden, ich komme mit.", sagte Keira bestimmt, in einem Tonfall, der keine Widerrede zu ließ. Sie packte sie am Arm und zog sie nach draußen auf die Eingangstreppe, wo es leiser war und nur wenige Leute standen.
Als sie angekommen waren, verschränkte Keira die Arme und sah Lala fordernd an.
"Was ist los? Sag es mir wenigstens. Ist es wegen... dem dunklen Fleck? Wieso merke ich nichts? Was ist?"

Total überrascht sah sie Keira an. Konnte man es ihr wirklich so leicht anmerken? Sie streckte ihren Rücken und nahm eine anmutige, gesunde Haltung ein.
"Ja, alles okay, danke der Nachfrage", antwortete sie erheitert und lächelte sie an.
Da war es schon wieder. Ein schwarzer Blitz durchzuckte ihre Gedanken. Sie fuhr leicht zusammen, versuchte aber noch, sich zu beherrschen.
"AHAHAHAHAHAHAHA, komm, kleine Kriegerin, lass uns doch ein Spiel spielen! Wie ich sehe, hast du schon deine Freunde mitgebracht! AHAHAHAHAHAAHA!"
Eine gruselige Stimme hallte in ihrem Kopf wieder.
Lala drehte sich hysterisch und sah sich im Saal um. Vielleicht ist er zwischen den vielen Menschen? Oder schaut von außen durch ein Fenster?
Aufeinmal wurde ihr noch schwindliger und sie sank auf den Boden. Alles vor ihren Augen verschwamm und dann wurde es für einen Moment stockdunkel.
Langsam aber sicher rappelte sie sich wieder auf und sah in Fais verängstigtes besorgtes Gesicht. Auch die Kriegertruppe aus ihrem Heimatdorf kam angerannt.
Mit einer festen und bestimmten Stimme befahl sie ihnen, das Außengelände noch einmal abzuchecken und die Augen offen zu halten, wenn sie sich in Menschenmassen befinden. Sie hatte eigentlich keine Kommandobefugnis über die Truppe, aber trotzdem gehorchten sie ihr.

"Ich muss mal schnell raus an die frische Luft", flüsterte sie.

Keira bemerkte, wie Lala sich den Kopf rieb. "Ist denn alles okay mit dir?", fragte sie besorgt. Anscheinend hatte sie sich von vorhin noch nicht erholt... Seltsam, denn Keira spürte nichts außer die in solch einer Situation angebrachte allgemeine Nervosität.

Fai schien zu bemerken, dass er den anderen Angst einflößte. Lala bemerkte, wie er langsam die Spannung in seinem Körper löste und sich etwas beruhigte.
"Es tut mir Leid, ich bin nur ein bisschen angespannt", entschuldigte sich Fai. Er sah sich in der Runde um und nahm das erste Mal so richtig Daniel war.
"Sie scheinen auch ein Krieger zu sein", stellte er lächelnd fest. Aber es war ein sehr angespanntes Lächeln und seine Verlobte erkannte sofort, dass es aufgezwungen war, denn es erreichte nicht seine Augen.
In Lalas Kopf wurde anscheinend ein Trommel-Fest gefeiert. Es tat so weh. Sie strich sich mit der Hand über die Stirn und massierte kurz mit geschlossenen Augen ihre Schläfen. Sie riss die Augen wieder auf, denn ihr fiel auf, dass Fai es noch gar nicht wusste.
Sie zog ihn an der Hand runter, da er größer war als sie und flüsterte ihm ins Ohr: "Sie, also Keira, ist die Auserwählte...du weißt schon, die mit dem Stein aus der Vision meiner Mutter."
- "Aaah, ich verstehe."

Erst war Keira erleichtert, dass Lala von alleine zurückkam, doch dann sorgte der ernste Blick von Fai und sein beeindruckend Respekt einflößendes Auftreten dafür, dass ihr Lächeln verschwand.
Als er fragte, kam es ihr fast vor, als wäre das ein Befehl, und reflexartig nahm sie eine gerade Haltung an und setzte zur Antwort an: "Wir waren auf einer Lichtung, als auf einmal ein Schatten zwischen den Bäumen hin- und herhuschte. Irgendwann begriff ich, dass es eine sehr schnell Gestalt war, als es stehen blieb.", berichtete sie schnell und hoffte dabei, nichts zu vergessen.
"Es war ein Mann, komplett in schwarz gekleidet, er hatte auch schwarze Haare, aber helle Haut. Ich habe ihn nur kurz gesehen, er ist gleich weiter-... nun ja... gerannt. Dann hat er uns gesagt wir kriegen Zeit zum Wegrennen, und dann naja... sind wir gerannt. Wir haben es geschafft, ich bin nicht sicher, ob er uns überhaupt verfolgt hat. Als wir Lala kennen gelernt haben, haben wir ihr davon erzählt und sie meinte es könnte ein Dunkelelf gewesen oder..." Keira zögerte kurz. Die andere Möglichkeit kam ihr schlimmer vor.
"...ein Vampir."
Sie senkte den Kopf kurz, sah dann aber wieder auf zu Fai, um seine Reaktion zu sehen.

Lala wusste nicht, wie sie das erklären sollte.
"Ich würde dir eigentlich raten, dir das nochmal ausführlich von den beiden erklären zu lassen, aber dieser Abend ist ein ganz besonderer...da sind solche Themen eigentlich eher unerwünscht..."
-"Tja...da kann man dann auch nichts machen. Hier geht es um etwas weitaus größeres als einen Tanzball."
"Nein, warte -"
Lala versuchte noch ihn abzuhalten, die beiden darauf anzusprechen, und hielt ihn an der Hand fest, aber er löste sie mit einer Leichtigkeit und ging zielstrebig wieder in den Tanzsaal rein, wo er direkt auf Sianna, Keira und Daniel zulief. Die junge Elfe konnte ihm gerade noch in demselben Tempo folgen, da ihr immernoch ein bisschen unwohl war. Sie wusste auch nicht woran das lag. Wahrscheinlich noch ein bisschen die Verwirrtheit durch das mit den vielen bunten Auren, die auf sie einwirkten.
Fai fing an, in einem sehr ernsten Ton zu sprechen: "Ich habe die Vermutung, dass euch etwas zugestoßen ist, was für meine Mission relevant sein könnte. Was ist damals im Wald passiert?"
Er sah die Gruppe mit einem sehr intensiven Blick an, was selbst Lala einen Schauer über den Rücken laufen ließ.

"Na gut okay... Also... Es sieht fast so aus als ob...", begann sie, merkte dann, dass sie zu laut sprach und beugte sich zu Sianna und Daniel, damit niemand sonst etwas hörte.
"Also Lala und ich haben beide gespürt, dass hier... etwas ist, das.. nicht hierher gehört. Lala wollte gerade Fai suchen, sie denkt, er ist hier stationiert heute, weil man anscheinend bessere Krieger braucht, weil die normalen Palastwachen nicht ausreichen... Es ist seltsam... Vielleicht sollte ich zu ihr gehen? Ich fände es nicht gut, wenn sie sich alleine auf die Suche nach Fai macht und im Schloss herumgeistert."

Nach einer Antwort fordernd, starrte Sianna Keira an. Lala war inzwischen abrupt weggegangen was Sianna ein wenig verunsichert hatte.Daniel war aufgestanden, hatte sich hinter sie gestellt und sah leicht verängstigt aus. Die Situation machte ihm zwar nicht direkt Angst, aber er machte sich Sorgen um seine Freunde. Er packte Sianna an der Hüfte und zog sie sch+tzend, leicht zu sich heran. Als sie es merkte, kuschelte sie sich an ihn, in seinen Armen fühlte sie sich sicher.

"Ja aber-", fing Keira verwirrt an, aber Lala war schon weg.
Sie drehte sich zu Sianna und beschloss, einfach zu tun als wäre sie zu verwirrt um etwas zu wissen. "Ähm... keine Ahnung... hi. Na, wie war der Tanz mit Daniel?"
Grinsend sah sie sie an und hoffte, sie so ablenken zu können.

Sie sah Keira perplex an.
"Nein nein, wirklich okay! Ich sollte ihn wirklich suchen gehen. Wenn hier wirklich mehr im Busch ist als einfach nur 'Sicherheitsdienst'...dann können sie jeden Krieger gebrauchen."
Lala stand langsam auf und stellte erstmal sicher, dass ihr nicht mehr schwindlig war.
Sie sah sich um und sah noch mehr Krieger, die sie kannte. Sie waren alle in Fais Team. Darunter auch...WAS?
Sie lief in rasantem Tempo auf die Gruppe zu. Sie packte einen von ihnen, welcher mit dem Rücken zu ihr stand, und drehte ihn um.
"DAISUKE! Was denkst du, was du hier tust?", fragte sie ihren Bruder entgeistert.
"Och, ein bisschen chillen, ein paar Frauen aufreißen...", sagte er unüberhörbar sarkastisch. "Was denkst du denn was ich tue? Das ist mein Jooooob!"
"Aber nicht mehr nachdem du vor einiger Zeit schwer verletzt wurdest, richtig?", fügte Lala total genervt hinzu.

Daisuke ist Lalas ein Jahr älterer Bruder, der der beste aber leider faulste Krieger im gesamten Dorf ist.

Noch ein Haken daran. Was macht er hier? Die Situation schien richtig ernst zu sein. Schon alleine die Tatsache, dass Fai hier war, war irritierend, aber dann auch noch ihr Bruder?
Jetzt konnte sie sicher davon ausgehen, dass irgendwas faul war.
Die junge Elfe seufzte entgeistert.

"Sag mal, hast du Fai gesehen?"
- "Ja, er steht hinter dir."

Lala drehte sich um und... tatsächlich, er hatte sich an sie rangeschlichen und zischte noch ein "Schhhhhh", damit Daisuke ihn nicht verrät.
Mit einem ernsten Gesicht zog sie Fai hinter sich her und murmelte unverständlich "Ich muss mal mit dir reden".

Er stolperte ihr aus dem Tanzsaal hinterher.
"Was ist hier los?"
-"Ähm... ist das eine Fangfrage? Ich tippe, das hier ist ein Ball. Mit Menschen und Elfen."
"Nein...ich meine ja, das ist ein Ball, aber... das ist nicht witzig Fai, was ist hier wirklich los? Es ist doch nicht normal, dass man zwei...nein, warte, eine ganze Truppe von Elite-Kriegern aus einem abgelegenem Dorf in die Hauptstadt bringen lässt, nur damit sie eine dämlichen Ball bewachen!"
-"Was genau willst du jetzt von mir hören?"
"Lass mich raten...hmmm...wie wärs mit der Wahrheit?!"

Die Situation wurde immer angespannter und beide funkelten sich an. Warum wollte er es ihr nicht einfach sagen?
Ein paar weitere Sekunden verstrichen, in denen sich Fai und Lala wortlos anstarrten.

"Weißt du, das ist wirklich sehr merkwürdig, erst passiert das mit Keira und Sianna im Wald, wo sie fast von einem.. Vampir oder Dunkelelf oder sonst einem Geschöpf getötet werden, und dann noch dieser dunkle Aura-Fleck auf dem Schloss-Gelände... Hat es vielleicht damit zu tun? Sag es mir doch! Wenn es darum geht, ich habe in dieser Angelegenheit auch noch etwas beizutragen, schließlich geht es hier nicht nur um das Leben zweier Geschöpfe, das sind meine Freunde!"
Lala brabbelte nur noch vor sich hin und ihr wurde wieder schwindelig. Jedoch war sie noch aufmerksam genug, um zu merken wie viel ernster Fais Gesichtsausdruck geworden war, als sie den Vampir erwähnte.
"Warte, warte, warte, was war das? Keira - Sianna - Wald - Hääää?"

Als Sianna kam, überlegte Keira, ob sie sie aufklären sollte. Fragend danach sah sie Lala an. War es vielleicht besser, wenn weniger Leute etwas ahnten? Vielleicht sollten sie Sianna den Abend mit Daniel genießen lassen. Andererseits... vielleicht war es ganz gut, wenn Daniel etwas wusste. Er als Krieger... Aber sie hatten ja schon Fai. Sie überlegte noch weiter, während sie auf Antwort von Lala wartete.

Sianna sah Daniel an und lächelte. Da die ganze Situation langsam peinlich wurde, sagte sie zu Daniel dass sie für eine Sekunde fix nach ihren ihren Freundinnen sah. Also stand sie auf, und ging zu Keira und Lala, die beide sehr besorgt aussahen.
"Was ist denn los?", fragte sie.

Keira machte ein besorgtes Gesicht. "Alles okay, Lala? Was ist los? Und... willst du nicht warten, bis er her kommt? Vielleicht ist es nicht gerade die beste Idee, jetzt alleine im Schloss herumzuschleichen..."

"Vermutlich...vielleicht...wahrscheinlich...oder auch nicht?"
Lala rätselte darüber. Warum wurde Fai hergeschickt? War er da? Was sollten sie jetzt tun?
In ihrem Kopf schwirrten mal wieder viele dicke Fragezeichen herum, welche sie nicht einfach so löschen konnte.
Langsam fing alles an sich zu drehen. Sie taumelte und konnte sich noch am Geländer festhalten, bevor sie kraftlos in einen Stuhl sank. Sie schloss kurz die Augen um den Schwindel wieder loszuwerden. Ganz ruhig atmete Lala ein und aus. Und wieder ein und aus. Sie wagte es fast gar nicht mehr die Augen zu öffnen, tat es aber doch, damit die anderen sich keine Sorgen machten.
Sie sah kurz Keira und Sianna an.

"Ich glaube ich geh mal nach dem Rechten schauen... und Fai suchen."

Keira sog zischend die Luft ein, als sie bemerkte, dass Lala offensichtlich das gleiche passiert war wie ihr. "Ja tu ich, und du hast es offensichtlich auch gefühlt... Du hast recht, schon alleine das passt nicht. Vielleicht... vielleicht gibt es einen Grund, warum man alle im Schloss versammelt hat?", ging sie laut ihren Überlegungen nach.
"Vielleicht ist das aber auch eigentlich nur ein Ball, nur dass die Königin anscheinend mehr weiß als wir..."
Dann kam ihr eine Idee. "Hey! Ich hatte ihr von unserem Erlebnis auf der Lichtung berichtet, wahrscheinlich hat sie herausgefunden, wer oder was dieses Etwas war. Aber das hieße..."
Sie zögerte noch einen Augenblick, bis sie sich zu Lala vorbeugte und ihr leise zuraunte: "Er ist hier..."
Konnte das so stimmen? Es erschien ihr alles so unlogisch. Außerdem... letztes Mal hatte sie seine... Aura oder was auch immer nicht so deutlich und mächtig gespürt, wie jetzt. Vielleicht lag es auch daran, dass diese sich hier unter all der positiven Energie besser abhob. Oder was auch immer. Keira fühlte sich machtlos, verwirrt und überfordert.
Seufzend lehnte sie sich zurück und hielt im Saal Ausschau, allerdings mit normalem Blick, das Erlebnis von eben wollte sie nicht unbedingt wiederholen.

"Ja, das tut er", antwortete Lala mit einem aufgezwungenem Lächeln. Sie wusste, dass etwas nicht stimmen konnte. Sie warf den Elfenmodus an und scannte den gesamten Saal ab. Die Gesichter der Menschen, welche von den verschiedensten Masken bedeckt waren. Jeden Fußtritt, jeden Atemzug. Sie sah die Aura der Menschen und Elfen. Oder war es das Karma? Auf jeden Fall etwas, was für Menschen unsichtbar war. Für Elfen aber nicht. Die umgebenden Lichtkränze bildeten ein wunderschönes Spektakel. Viele bunte Farben, die die verschiedenen Persönlichkeiten der Menschen darstellten.
Plötzlich nahm sie ein Rauschen wahr. Es passte nicht zu dem Farbenspiel... es war...ungewöhnlich...es war...
"AAAAAAAAARGHH!", fluchte sie leise. Ein sehr schwarzer Blitz durchzuckte Gedanken und sie fuhr dabei zusammen. Es war wie ein kurzer Schmerz. Irgendjemand spielt mit ihrem Verstand. Sie kniff in diesem nur zwei Sekunden andauerndem Moment die Augen zusammen, um nicht umzufallen. Sie öffnete die Augen und sah, dass Keira gerade am umkippen war. Sie streckte ihre Hand nach ihr aus, sah aber, dass Keira sich von alleine halten konnte.
Sie berührte sie leicht am Arm.
"Also spürst du es auch? Irgendwas muss hier faul sein, sonst wäre Fai nicht hier. Ich meine...versteh mich bitte nicht falsch, aber man schickt keinen Elite-Kämpfer um auf einem stinknormalen Ball Patrouille zu machen. Irgendwas stimmt hier nicht, und das hindert mich daran, den Abend in vollen Zügen zu genießen.", flüsterte sie Keira angespannt zu. Dabei spürte sie mit ihrer anderen Hand den Dolch am Sturmpfband unter ihrem Kleid auf.

"Ah, also passt er auf, dass hier alles gut geht?", fragte sie grinsend, aber das Grinsen, das ausgelassen und unbesorgt wirken sollte, erreichte nicht ihre Augen. Es verflog auch gleich wieder und sie starrte einen Moment lang abwesend in den Ballsaal. Allerdings fing sie sich nach zwei Sekunden und sah Lala an, mit einem halbechten Lächeln.
"Äh achso... naja, nichts besonderes... er hat sich bis jetzt noch nicht einmal vorgestellt...", meinte sie beiläufig.
Dann starrte sie wieder nachdenklich in die Luft, ihre Maske hatte sie herunter genommen. Ihre Beherrschung entglitt ihr einen Moment und ihr angespanntes Gefühl der Vorahnung nahm Überhand - sie verfiel in den Zustand, in dem die Elfen alles um sich herum wahrnehmen konnten, den Kôpa thirad (der alles sehende Blick, juhu es hat einen Namen).
Nur für zwei Sekunden, aber das reichte.
Ihr Blick verlor sich in der Leere, sie musste gar nicht sehen, sie musste nur fühlen. Und was sie fühlte, war: Etwas stimmte nicht. Na gut, das hatte sie sie sich schon vorher gedacht. Aber jetzt wusste sie es mit Sicherheit. Sie nahm auf einmal die Energie der Anwesenden wahr. Oder Auren? Irgendetwas nichtkörperliches jedenfalls. Vielleicht war es, weil sie nun inmitten von so vielen Leuten war. Ihre bloße Anwesenheit strömte auf Keira ein, und schon alleine das war irritierend. Aber das seltsamste an allem war: Irgendetwas hob sich von all dem ab. Es war wie... eine Lücke, wo eigentlich etwas sein sollte. Ein Loch, oder ein dunkler Fleck in der hellen Masse. Ja, ein dunkler Fleck, das traf es ganz gut. Nicht hier, im Ballsaal, aber irgendwo in der Nähe, vielleicht im Gebäude, vielleicht auf dem Schlossgelände. Etwas, das nicht hierhin gehörte.
So schnell, wie sie all das überwältigt hatte, ließ es sie wieder fallen. Keira kippte nach vorne und reagierte gerade noch rechtzeitig, um nicht hinzufallen. Sie schaffte es sogar, sich aufzufangen, bevor jemand der Umstehenden etwas merkte. Nur Lala und Sianna.
Keuchend fand sie ihre Balance wieder und hielt dann schnell ihre Maske vors Gesicht, um ihren völlig verwirrten und erschrockenen Ausdruck zu verbergen. Leise zischend fluchte sie: "Verdammt! Was zur...?!"
Schnell drehte sie ihren Kopf hin und her und blickte sich um, ob jemand sich verdächtig verhielt oder so. Irgendwie kam sie sich mit der Situation überfordert vor.

Sianna starrte Lala hinterher. Ihr Verlobter?! Lala war verlobt? Wieso hatte sie nie etwas erwähnt?
Diese und andere Fragen schwirrten in ihrem Kopf umher. Es wunderte sie ebenfalls dass sie nichts gemerkt hatte. Sie wandte sich wieder Daniel zu, der sie inzwischen besorgt ansah.
"Ist alles in Ordnung mit dir?", fragte er.
"Ähm, ja, ja!", stotterte sie.
Dann riss sie sich zusammen und suchte zusammen mit Daniel einen Tisch, an dem sie sich ausruhen konnten, denn das Tanzen hatte beide ziemlich ausgelaugt. Sie ließen sich auf die Stühle fallen und Sianna war immer noch hochrot. Ihr Gesicht glühte und sie begann sich mit einem Stück Papier etwas Luft zuzufächeln. Dann sah sie Daniel verzückt an und begriff erst in diesem Moment dass sie sich total nahe waren. Wegen dieser Erkenntnis wurde sie wieder rot und sah peinlich berührt weg.

Lala antwortete auf Keiras Frage mit einem "Du-fühlst-es-also-auch-Blick und sagte :"Ja, ich muss mich noch ein bisschen daran gewöhnen, aber bis jetzt find ichs klasse! Fai macht gerade Patrouille und erstmal erzählst DU mir etwas über deinen Fremden! "

Als das Lied ausklang, begleitete der Fremde Keira wieder zurück zu Lala und Sianna und ging dann, um etwas zu trinken zu holen.
Keira hielt ihre Maske vors Gesicht, um zu verbergen, wie nachdenklich ihr Blick war. Als sie Lala gefunden hatte, fragte sie sie: "Und, wie gefällt es dir hier?", was bedeuten sollte: *fühlst du auch so etwas komisches wie ich, als würde irgendetwas nicht stimmen?*
"Ach und... wo ist denn Fai? Wenn er länger weg ist kannst du mir ja jetzt alles erzählen!", fügte sie etwas fröhlicher hinzu.

Lala beobachtete zufrieden, wie Keira und der Unbekannte zum Tanz ansetzten und auch Fai hielt ihr auffordernd die Hand hin.
Mit einem sarkastisch übertriebenem Knicks bejahte sie und Hand in Hand gingen sie zur Tanzfläche. Auf dem Weg dahin drehte sie den Kopf zu Sianna und formte mit den Lippen die Worte "Viel Glück!" und zwinkerte ihr zu.
Fai und Lala nahmen Tanzhaltung ein. Ein Wiener Walzer.
"Oh Gott, das hab ich ja Ewigkeiten nicht mehr gemacht!", bemerkte sie.
-"Hmm, aber dafür scheinst du dich ja ganz gut zu halten", erwiderte er und zwinkerte ihr dabei zu.
"Haha, danke Sag mal, warum bist du wirklich hier? Man schickt doch keinen Elite-Kämpfer in ein so ruhiges Städtchen, da muss doch irgendwas im Busch sein, oder?", fragte Lala, mit dem Hintergedanken, dass es sich eventuell noch um den Vampir/Dunkelelf handeln könnte.
-"Ach, darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Solange ich da bin, bist du ja sicher", neckte er sie, sehr wohl wissend, dass sie im Kampf eine ebenbürtige Gegnerin wäre.
Lala lachte ihn an. Trotzdem ließ es sie einfach nicht los. Warum?
Das Paar flog noch über die Tanzfläche, immer wieder in diesen Kreisbewegungen. Seine Haare wippten hin und her.
Sie tanzten noch bis zum Ende des Tanzes. Akustisch stillschweigend, aber durch den Augenkontakt hielten sie eine Konversation aufrecht.
Sie liebte seine Augen. An ihm konnte man erkennen, dass das Sprichwort "Die Augen sind das Tor zur Seele" wahr ist. Sie waren um die Gegend, wo die Pupille ist, tiefschwarz und wurden zum Rand der Iris hin bräunlicher. Wenn sie mit ihm in der Sonne saß und die Lichtstrahlen seine Augen trafen, verwandelte sich die sonst so dunkle Farbe in flüssiges Honig. Hach, sie könnte stundenlang in sie hineinstarren.
"Erinnere dich daran, dass du mich immer um Unterstützung bitten kannst, wenns bei einer Mission knifflig ist!", sagte sie, als die Musik beendet war.
-"Mach dir doch nicht immer so viele Sorgen, ich bin doch schon ein großer Junge", neckte er sie weiter.
Sie grinste ihn verschmitzt an. "Du hättest auch ruhig Bescheid sagen können, dass du heute Abend hierher kommst!", sie setzte ein entsetzlich theatralisch gespieltes wehmütiges Seufzen hinterher.
-"Hey, ich hab erst heute morgen erfahren, dass ich herkommen soll!", verteidigte er sich, ebenfalls vor Sarkasmus strotzend. Er wandte sich so, dass er nun hinter Lala stand und kitzelte sie als 'Bestrafung' für das gespielte Jammern. Beide lachten so laut, dass sich die Leute im Umkreis von zwei Metern noch nach ihnen umdrehten.
"Also ist das hier wohl doch eine Mission und ich hab Glück, dass ich meinen Verlobten das erste Mal seit drei Monaten zu Gesicht bekomme?", stellte sie noch immer lachend fest.
-"Haha, ja", erwiderte er. "Apropos Mission, ich muss jetzt wieder gehen...erneuten Überblick über das Schloss verschaffen und sowas.. du weißt ja, das übliche langweile Patrouille-Zeug...", sagte er und verdrehte dabei die Augen.
"Okay, dann tu das, ich möchte dich ja nicht von deiner königlichen Aufgabe abhalten!", kicherte Lala.
-"Oooh, welch pflichtbewusste und brave Bürgerin! Wir sehen uns später!", sagte er abschließend. Fai schlang seine Arme um ihre Taille, küsste sie auf die Stirn und flüsterte ihr "Ich liebe dich" ins Ohr. Danach verschwand er wieder durch die Menge und ließ seine nun einsame Zukünftige zurück.
Lala lief bei jeder Berührung noch immer ein Schauer über den Rücken. Fai war ihr wirklich sehr wichtig.
Sie ging wieder die Treppe hoch um nach Sianna und Keira Ausschau zu halten.

Keira war erst einmal froh, dass Daniel und Sianna die etwas peinliche Situation auflösten und applaudierte den beiden zusammen mit Lala. Im nächsten Moment jedoch kam sie sich irgendwie so vor... wie eine Marmelade von gestern. Irgendwie fehl am Platz und ungewollt. Als hätte sie jemand stehen gelassen... Es kam ihr wirklich so vor. Sie fühlte sich fast, als sollte sie heute Abend nicht ohne Begleitung sein. Als hätte sie sich wortlos mit einem Unbekannten verabredet, und wäre nicht erschienen. Aber in Wirklichkeit hatte Lala ja gemeint, dass ein Mann auf sie zukam... Naja, sie würde sich darauf einlassen und mit ihm tanzen, aber sie hatte schon jetzt das Gefühl, dass das nicht die Art Begleitung war, die sie wollte.
Schon berührte jemand höflich-zurückhaltend ihre Schulter und Keira drehte sich um. Sie sah erst, wie es sich gehörte, zu Boden, und dann mit einem eingeübten Augenaufschlag nach oben, ins Gesicht des Mannes. Naja, auf die Maske. Sie lächelte freundlich, machte einen Knicks, und er hielt ihr seine Hand hin. "Dürfte ich wohl?", fragte er gentlemanlike und lächelte Keira auffordernd an.
Diese nickte wortlos, machte einen erneuten Knicks, legte ihre Hand in seine und folgte ihm auf die Tanzfläche. Mal sehen, ob sie das noch beherrschte...
Kaum waren sie die wenigen Stufen von der Tribüne, auf der sie gestanden hatten, hinunter gelaufen, setzte das nächste Lied an. Es war eine leichte, helle Melodie, auf die man einen Wiener Walzer tanzte. Der Fremde begann und führte Keira. Er tanzte ganz passabel - ab und zu hob er die Elfe leicht hoch(und dafür, dass er anscheinend ein Mensch, machte er das recht elegant), und nach einer Zeit fühlte es sich für Keira so an, als würde sie fliegen...
Sie kam in Versuchung, ihre Elfensinne anzuschalten, um den Tanz besser genießen zu können und geschickter zu sein... Aber irgendwie fand sie es unpassend, und außerdem warnte sie ein mulmiges Gefühl davor, dass sie sonst vielleicht Dinge merken oder mitbekommen würde, die sie gar nicht wissen wollte...
Woran lag es nur, dass Keira den Ball nicht so richtig entspannt genießen konnte?

"Der Mann mit der silbernen Maske braucht aber ganz schön lang hierher", dachte sich Lala ungeduldig.
In der anderen Richtung sah sie auch schon, wie Sianna und Daniel sich ihnen näherten.
"Na ihr zwei? Respekt! Ich wusste gar nicht, dass ihr beide so gut tanzen könnte!", sagte sie der schnaufenden Sianna und applaudierte ihr.
"Hallo Daniel! Wie gehts so?", wandte sie sich an den Nahezu-Freund von Sianna.
"Darf ich vorstellen: mein Verlobter Fai.", hing sie noch an und deutete auf die Elfe neben ihr.
Fai stellte sich nochmal persönlich vor und küsste Sianna, wie Keira, auf die Hand. In diesem Moment konnte Lala etwas aufblitzendes in Daniels Augen sehen...war das etwa Eifersucht?
Bei diesem Gedanken musste Lala wieder lächeln. Wow, so viel wie sie heute lächelte und grinste und lachte, würde es sie nicht wundern, hätte sie morgen Muskelkater im Gesicht.