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Keira schüttelte den Kopf, als Lala fragte, wohin die Gestalt verschwunden sei. "Er ist weg. Er ist über die Stadtmauern geklettert und hatte jetzt genug Zeit, um über alle Berge zu sein. Er ist schnell."
Auf die Frage, was sie jetzt tun wollte, antwortete sie schnell , sie brauchte nicht lange nachzudenken. "Ich will kämpfen lernen. Jetzt sofort. Hier. Von dir. Stäbe sind nicht handlich, ich will es lieber mit Dolchen versuchen. Besitzt du welche, mit denen ich üben kann, bis die Läden morgen früh aufmachen? Und dann kaufe ich mir einen Bogen. Damit kann ich schon gut umgehen. Wir müssen das jetzt machen, wir dürfen keine Zeit mehr verschwenden. Morgen sagen wir Sianna Bescheid, sie muss es auch schneller lernen. Etwas passiert hier, das weiß ich, und wir können nicht dabeisitzen und zusehen."
Ihre Haltung und ihr Gesicht drückten pure Entschlossenheit aus. Sie schien kein bisschen müde zu sein, sondern hellwach und topfit, in der richtigen Stimmung, um eine Privat-Kampfstunde auf dem Dach zu erhalten.

Keira erschrak und das versetzte auch Lala einen leichten Schock. Sie sah sehr kämpferisch und energisch aus, diese Seite hatte sie noch nich an Keira gesehen, auch wenn sie sie nur seit kurzem kannte, es war...sehr ungewohnt. Ein Kontrast zu ihrem sonst so friedlichem Selbst.
Als ihr Gegenüber sich langsam ein wenig entspannte, hörte sie das über die dunkle Gestalt. Den Schatten. Das böse Wesen.
Lala legte ihre Stirn in Falten und dachte nach.
Was wollte der Vampir oder der Dunkelelf oder was es war? Wieso jetzt? Weiß es schon, dass Keira die Macht besitzt, ihn auszulöschen? Wenn es so wäre, warum hat er sie nicht schon erledigt?
Tausende solcher Fragen schossen ihr durch den Kopf.
Vom Winde verweht, schmiegte sich der Seidenstoff ihres Kimonos um ihren Körper.
"Hmmm. Das ist sehr merkwürdig. Warum verhält er sich so?"
Sie dachte weiter nach. Sie hatte schon fast das Gefühl, dass ihr Rauch aus den Ohren stieg. Das Thema ließ sie einfach nicht mehr los. Warum?
Lala bemerkte, wie sehr auch Keira dieses Thema beschäftigte.
"Ich glaube, du solltest so bald wie möglich Erfahrungen im Kampf sammeln. Ich rede hier nicht nur von den Kampfstunden bei Daniel, sondern von Extra-Training. Dieses Wesen, ob es ein Vampir ist oder ein Dunkelelf, ich glaube, er weiß bereits, dass du die Auserwählte bist und den Stein besitzt. Weißt du denn schon, mit welcher Waffe du am besten kämpfen kannst? Bis jetzt habe ich dich nur mit einem Stab kämpfen sehen. Was ist mit Pfeil und Bogen? Oder mit Schwertern? Wie ich sehe, ist dir bereits die Handhabung von Dolchen bekannt. Oder Magie? Du könntest auch versuchen, den Stein in ein Schmuckstück einzusetzen und damit deine magischen Fähigkeiten verstärken...oder besser gesagt, ich könnte versuchen in Erfahrung zu bringen, ob dieser Weg möglich ist. Auf jeden Fall... weißt du noch in welche Richtung ungefähr das Wesen verschwunden ist? Ich habe seine Fährte bereits hier fast verloren und jetzt habe ich absolut keinen Plan mehr. Und abgesehen davon...", unterbrach sie und schnappte ein wenig nach Luft, denn sie hatte in ihrem kleinen Monolog total vergessen zu atmen. "...traust du dir zu, jetzt alleine zu bleiben? Oder soll ich dich noch nach Hause bringen oder willst du zu Sienna, oder willst du eine Weile bei mir bleiben? Ich weiß nicht, ob du denkst, es wäre gerade sicher genug alleine zu bleiben."

Keira, die tief in ihrer Gedankenwelt versunken war und sich ganz auf die Gestalt in schwarz konzentriert hatte, schreckte nun hoch und fuhr herum. Mit ihrem kleinen Messer in der Hand und einem wild entschlossenen, leicht wahnsinnigen Gesichtsausdruck, starrte sie Lala einen Moment lang an, ehe ihr Gehirn diese neue Information verarbeitet hatte. Sie ließ ihre Hand mit dem Messer sinken, gab ihre etwas geduckte Haltung auf und machte sich gerade. Ihre Gesichtsmuskeln entspannten sich, und dann lächelte sie. Doch hinter ihrer Stirn rasten die Gedanken: Sie musste die Gestalt von nahem sehen, möglichst bald. Sie musste wissen, wer und was es war. Würde sie den Mann angreifen, töten? Keine Ahnung. Sie wollte ihn nur sehen, was dann geschehen würde, war ihr unklar. Und dann wurde ihr natürlich langsam bewusst, dass sie sich sehr untypisch benahm, möglicherweise besorgniserregend untypisch.
Keira gab ihr Pokerface auf und kam auf Lala zu. Sie beschloss, es ihr einfach zu sagen, ohne um den heißen Brei herumzureden. "Hör zu.", sagte sie in ernstem Ton und mit gesenkter Stimme, "Ich habe ihn wieder gesehen. Er ist es, ich weiß es. Aber ich weiß immer noch nicht, was er ist! ich glaube er beschattet mich oder so... Heute Morgen, als ich vor dem Spiegel stand und mich angezogen habe, da war ein schwarzer Schatten am Fenster... Ich dachte erst, es war Einbildung, aber als ich diesen Schatten vorhin auf dem Dach wieder gesehen habe, war ich mir sicher... Es ist das Wesen aus dem Wald! Der Mann in schwarz! Der Vampir oder Dunkelelf, und er will irgendetwas von mir!" Mit jedem Satz kam sie näher auf Lala zu und der Ausdruck des leichten Wahnsinns schlich sich wieder in ihr Gesicht. Ihre Worte wurden energischer, beinahe besessen, und als sie direkt vor Lala stand, wurde ihr das klar und sie senkte peinlich berührt den Blick.

KRUAAAAAAAAHHHHRR
Lala schreckte hoch. Ihre teilweise verstrubbelten Haare fielen ihr vor die Augen und sie streichte sie hastig zurück.
Sie hörte, wie zwei menschenähnliche Wesen auf den Dächern herumsprangen. Eines weiter vorne als das andere. Sie dachte sich bewusst den Begriff "menschenähnlich", da kein normaler Mensch mitten in der Nach auf den Dächern am Stadtrand rumsprang. Sie kickte die Decke beiseite und sprang auf die Füße, zog hastig im Hüpfen ihre Stiefel an und zog ihren dunkelblauen Seidenkimono über ihren ihre Haut nur knapp bedeckenden Pyjama. Sie griff sich ihr Katana und stürmte hinaus.
Lala sprang hoch und griff sich mit beiden Händen an der Dachrinne fest, zog sich hoch, sodass sie fast einen ganzen Salto rückwärts machte und mit den Füßen auf dem Dach landete. Von dort aus sprang sie weiter in die Richtung, in die auch die zwei Gestalten sich fortbewegt hatten. War es vielleicht wieder...der Mann aus dem Wald?
Es war für die nächtliche Zeit noch recht warm, der Wind ließ ihre in der Nacht noch schwärzer wirkenden Haare hinter ihr herfliegen, auch ihr Kimono wurde zurückgeweht. Sie konnte spüren, dass die Präsenz des einen Wesens immer schwächer wurde, während die des anderen Wesens sich nicht mehr fortbewegte. Endlich erreichte sie eine der beiden Figuren. Sie stand ungefähr 4 Meter von ihr entfernt.
Sie bemühte sich, so leise wir möglich zu sein.
Ein Stein viel ihr vom Herzen, als sie die Person hinter dem Vorhang aus seidig goldenem, lockigem Haar erkannte.
"Na na, Keira. Sollte ein brave Bürgerin nicht um diese Zeit schon schlafen? ", sagte sie in einem leicht neckendem Ton.

Als sich der Marktplatz langsam leerte, die Bürger nach Hause gingen, weil es dunkel wurde, und die Händler ihre Sachen zusammenräumten, beschloss auch Keira, für heute Schluss zu machen und packte die nicht verkauften Früchte in ihren Korb. Von den Mirabellen waren viele übrig geblieben, dann würde sie Marmelade daraus machen. Eigentlich könnte sie ihr Angebot grundsätzlich um zubereitete Dinge wie Fruchtaufstriche erweitern...
Die junge Elfe nahm ihren Korb in die Hand, klappte den Ausgabetisch ihres Standes hoch und machte sich auf den Weg nach Hause. Freundlich grüßte sie die Nachtwächter, die nun ihren Dienst antraten. Keira wunderte sich immer ein wenig, was die Wächter in einer so friedlichen Stadt die ganze Nacht trieben. Wahrscheinlich zechten sie die Nacht durch.
Zuhause angekommen räumte sie alles außer die Mirabellen in die Vorratskammer und machte sich dann daran, das Obst zu schälen und kleinzuschneiden. Nach einer Weile dufteten ihre Finger herrlich nach dem Saft der gelben Frucht. Ab und zu naschte sie ein oder zwei Stückchen und genoss den Geschmack. Als alles geschnitten war, gab sie alles in einen Topf und fing an, den Matsch einzukochen. Sie fügte noch Zucker hinzu und ließ es dann auf dem Herd köcheln. In der Zwischenzeit kümmerte sie sich um ihren Garten, obschon sich inzwischen die Nacht über Gennéa gelegt hatte. Nur der Mond und die Straßenlaternen spendeten etwas Licht, aber Keira konnte dank ihrer elfischen Sehkraft alles erkennen.
Sie war immer noch nicht müde, als die Marmelade fertig war, und so beschloss sie, nachdem sie die Masse in einige Gläser gefüllt und diese beschriftet hatte, noch etwas durch die Stadt zu streifen.
Sorgfältig schloss sie die Tür ab und zog los. Dank des lauen Windes, der durch die Gassen zog wie ein sanfter Sommerhauch, fror sie auch in ihrem dünnen Kleid nicht. Ihre Vermutungen über die Wächter bestätigten sich, die meisten saßen in den wenigen Kneipen, die nachts offen hatten. Aber es gab ja auch nichts für sie zu tun. Es geschah nie etwas Schlimmes in Gennéa. Kein Grund zur Sorge, man musste die Stadt musste vor nichts beschützt werden...
Auf einem niedrigen Dach neben Keira huschte ein Schatten vorbei. Die Elfe fuhr herum und zog dabei reflexartig das kleine Schnittmesser, das sie bei sich trug. Ihre Haare flogen herum und sie starrte keuchend durch sie hindurch zu dem Dach. Nichts. Das Bl*t rauschte in ihren Adern, so laut, dass sie sie selbst pulsieren hörte. Ihr Herz zerschlug ihr beinahe die Brust und ihr Atem ging schnell und flach. Das alles dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, dann setzte der Rausch ein. Der Zustand totalen Bewusstseins. Keira nahm alles langsamer und voller wahr. Sie spürte, wie jedes Haar sich im Wind bewegte, wie jede Locke von dem Schwung etwas hüpfte, wie der Stoff ihres Kleides Falten bildete und diese sich wieder auflösten, immer wieder. Sie roch die Sommerluft, die Gerüche aus den Wohnungen, das Bier und den Wein aus den Kneipen, sogar ein wenig die Menschen, die hier vor einiger Zeit entlanggegangen waren. Sie sah den Staub in der Luft, die Blätter, die einige Hundert Meter weiter verweht wurden, doch auf den Dächern sah sie nichts. Sie hörte das Lachen der Betrunkenen, das Atmen der Schlafenden, Schritte in der Nähe, von einem Menschen. Aber das war nicht das Geräusch, das sie suchte. Es war nur eine Wache, das erkannte sie am Schritt(Wachen hatten die Angewohnheit, ihre Füße beim Laufen nicht vom Boden zu heben).
Doch auf einmal nahm sie es wahr: es war ein Auftreten von Füßen in Stiefeln, ein Knarzen von Holz, das etwas nachgab, das Flattern von Stoff im Wind.
Ihre Gedanken überschlugen sich. *Schrei!*, rief die Vernunft. Nach einer Wache. Die Stadt wecken, denn es drohte Gefahr. Sie wusste, was für ein Schatten das eben gewesen war. Sie hatte die Gestalt schon einmal gesehen. Im Wald, auf der Lichtung. Der Mann in schwarz. Und vielleicht hatte sie ihn ein zweites Mal gesehen... vor ihrem Fenster.
Sie hätte wirklich schreien sollen. Doch in ihrem Gehirn legte sich ein Schalter um. Jahrelang war sie eine vorbildliche, brave Bürgerin gewesen. Eine vernünftige junge Frau, die kochen konnte und sich wie eine Dame zu benehmen wusste. Hatte sich gegeben wie ein Mensch. Hatte in der Stadt gelebt und so getan, als würde ihr der Wald nicht fehlen. Doch jetzt packte sie der Adrenalinrausch, die Lust, zu rennen und den Menschen zu zeigen, dass sie schneller war.
Und die Neugierde. Sie musste wissen, wer diese Gestalt war und was sie wollte. Was sie in dieser Stadt wollte, was sie von ihr wollte.
Keira rannte los. Ihre Haare wurden nach hinten geweht, der Stoff des Kleides peitschte ihre Beine. Jetzt bereute sie, dass sie keine praktischere Kleidung trug. Nach hundert Metern hatte sie Gelegenheit, über einen Wagen auf das Dach eines Hauses zu klettern. Erstaunlicherweise stellte sie sich dabei sehr geschickt an. Sie sah den Fremden nicht, doch seine Spur hatte sie nicht verloren. Sie flog förmlich über die Dächer, sprang über Zäune und wich Schornsteinen aus. Es bereitete Keira Vergnügen. Sie hoffte nur, dass niemand sie sah...
Vielleicht hätte sie den Mann eingeholt, aber am Rande der Stand standen die Häuser nicht mehr so dicht beieinander, und die Elfe konnte die Lücken nicht mehr im Sprung überwinden. Sie glaubte, den Schatten die Stadtmauer hinaufklettern und nach draußen springen zu sehen. Jetzt gab sie auf, außerhalb der Stadt sollte sie ihm nicht mehr folgen.
Auf einem höheren Dach in der Nähe des Theaters blieb sie stehen und starrte in die Nacht. Dabei umwehten ihre blonden Locken sanft ihr Gesicht, das in diesem Moment gar nicht passte. Es war hart und steinern, ein verbissener, kämpferischer Ausdruck, der einen Kontrast zu ihrem sich weich bewegenden Haar bildete.
Wie sie so dastand, wirkte sie bestimmt ein wenig wie ein Geist. Die blasse Haut, das helle Haar und ihr weißblaues Kleid, das im Wind wehte.

Lala hüpfte die Straße entlang und alle Leute starrten sie an, was sie nahe an einen Lachanfall brachte. Sie tauchte in einer Seitengasse unter. An der einen Wand waren ein paar Strohballen und an diese war eine Holzplanke gelehnt, was diese zu der ulitmativen Rampe machte. Sie balancierte hinauf und stieg somit auf das Dach. Sie lief und sprang und lief und sprang. Immer weiter, immer höher. Letztendlich hatte sie ihr Ziel erreicht. Auch noch pünktlich!
Sie saß auf dem höchsten Gebäude der Innenstadt und blickte Richtung Westen. Die Aussicht war ein wahrgewordener Traum. Sie blickte auf den Sonnenuntergang. Wie der große Feuerball hinterm Horizont verschwand und sich langsam die rot-orangene Farbe in dunkles blau verwandelte und mit der Zeit einige funkelnde Sterne am Himmel zu sehen waren. Sie saß dort oben eine gefühlte Ewigkeit. Der Wind wehte um sie herum, ihre Haare wurden ein bisschen zerzaust. Mal hier mal da sah sie runter und beobachtete sie Menschen auf den Straßen. Sie wendete sich wieder dem Himmel zu. Lala saß einfach nur auf dem Dach. Sie saß dort und dachte nach, genoss die Aussicht, atmete. Sie kramte den Apfel aus der Stofftasche, die Keira ihr geliehen hatte und biss rein. Er war sehr saftig, also spritze ein bisschen von dem Saft um ihre Mundpartie herum, als sie ihre Zähne in die Frucht stieß.
"Mmmmmhhh, yummy!", redete sie mit sich selbst. Sie aß den Apfel noch auf und saß noch eine Weile auf dem Dach.
Langsam wurde es ein wenig kühler und sie beschloss nach Hause zu gehen. Lala stand auf und klopfte ihr Kleid ab. Sie lief noch ein bisschen auf den Dächern herum und ging sicher, dass alles in der Stadt in Ordnung war.
Als sie auf einem weniger hohen Haus war, sprang sie auf die Straße herunter und hätte dabei fast die Stofftasche samt Inhalt fallen gelassen. Sie machte sich langsam auf den Weg zum Stadtrand.

Als sie zu Hause an gekommen war, zog sie sich noch schnell um und warf sich in ihrem kurzen Leinen-Pyjama auf ihr Bett.
"Chuuuuuuuuuuuuuu", machte sie, als sie sich in ihrer fluffigen, kuscheligen Decke wälzte und letztendlich schlief sie ein.


[Alles klar, viel Spaß ]

Keira musste auch kichern und kam sich dabei wunderbar teenagerhaft vor. Lächelnd verabschiedete sie Lala und und winkte ihr zu. Dann kümmerte sie sich wieder um ihren Stand und verkaufte noch ein paar Stunden Obst und Gemüse.


[Chuc und ich sind übers Wochenende weg! Bis dann ;]

"Ihihihihihi", kicherte Lala nur wieder. Sie war manchmal ein bisschen albern...okay, manchmal sehr albern...oer auch immer öfters sehr albern.
"Wer weiß, vielleicht liegen sie immernoch da ", redete sie teils mit Keira, teils mit sich selbst.
"Hmm nunja, wie auch immer, ich glaube ich mach mich wieder auf edn Weg, ich möchte hier ja keinen Stau an deinem Stand bilden ."
Sie verabschiedete sich durch einen Handwink und ein Lächeln und drehte sich zum Gehen.

Als Lala erzählte, dass sie auf den Dächern herum gesprungen war... da klappte Keira der Mund auf. Sie schloss ihn schnell wieder und versuchte ihren heimlichen Neid auf Lala und ihre Bewunderung für sie zu unterdrücken. Sowas würde sie auch gerne können... Sofort hatte sie ein Pokerface aufgesetzt und sprach dann lieber über das Thema Sianna und Daniel. "Ach, wirklich? Sie lagen nebeneinander? Na das klingt ja echt süß! Ich freu mich für die beiden..."
Über die Frage nach Siannas Alter musste Keira erstmal nachdenken... "Ääh", fing sie sehr geschickt an, "öhm... keine Ahnung...", beendete sie ihren 'Satz' mit einem begleitenden Schulterzucken und bewies damit sowohl ihre unglaubliche Sprachgewandtheit als auch ihre außergewöhnlich große Kenntnis über Sianna.

"Ja, wirklich sehr lange her seit unserer letzten Begegnung", antwortete Lala grinsend.
Keiras blonden Locken waren wirklich sehr schön und sie war ein wenig neidisch. Und ihr Kleid sah wirklich zuckersüß und wunderbar an ihr aus, die Farbe des Rocks stand ihr wirklich gut!
Keira reichte ihr die Stofftüte mit dem Obst und Lala gab ihr das Geld.
"Danke schön . Die Tasche bring ich dor morgen wieder oder heute abend."
Als Keira auf Sianna und Daniel zu sprechen kam, lachte Lala, aber es hörte sich eher an wie ein sterbender Gecko.
"Jaaaaaaaaa! Es ist doch wohl mehr als offensichtlich, dass die beiden etwas für einander empfinden! Auf meinem Weg hierher bin ich ein bisschen auf den Dächern der Stadt rumgesprungen und hab mich an den Trainingsplatz angepirscht und hab gesehen, wie die beiden nebeneinander im Gras lagen. Sie sahen beide so friedlich und glücklich aus... wirklich ein schnuckeliger Anblick!!!"
Lala liebte es auf Dächer urmzulaufen, zu springen, zu turnen. Besonders an so schönen Tagen!
"Sag mal, wie alt ist Sianna eigentlich?", fragte Lala und wunderte sich auch, wie alt Keira war, denn ihrer Meinung nach, sah man jungen Elfen das Alter gar nicht so leicht an.

Keira lächelte, als sie Lala sah, und begrüßte sie freundlich. "Oh, hallo, schön dich zu sehen... nach so eeewig langer Zeit "
Sie machte sich daran, die bestellten Sachen zusammenzusammeln und packte alles in eine Stofftüte. "Hier, die leih ich dir, dann kannst du das besser tragen. Und, schon was von Sianna gehört? Und Daaaanieeeel?", fragte sie schelmisch grinsend.

Wie auch jeder andere Spaziergang zu dieser Jahreszeit in dieser Stadt, war auch dieser etwas ganz besonderes. Wie immer wehten ihr ein paar Strähnen ihres schwarzen Ponies ins Gesicht und durch die Sonne sahen auch wieder ihre sonst so schwarzen Haare eher rotbräunlich aus. Als sie ins Stadtinnere kam, bummelte sie noch ein bisschen und schaute mal hier mal dort in einen Laden. Sie kaufte sich ein Ladung frische Brötchen. Lala bemerkte, wie die Leute sie anschauten...hmm...es war wohl eher sonderlich in einer friedlichen Stadt mit einem Schwert herumzulaufen. Aber das war ihr egal. Sie blickte in dem Himmel und sah eine Wolke, die die Form eines flauschigen Kaninchens hatte. Daran erfreute sie sich sehr und sogleich hüpfte sie einwenig. Ihr Herz machte einen kleinen Freundensprung, denn sie hatte gelernt, sich an vielen kleinen Dingen zu erfreuen, statt diese einfach vorbeiziehen zu lassen und auf die großen Dinge zu warten. Endlich kam Keiras Stand in Sicht und auch darüber war sie glücklich.
"Guten Taaaaaag! Drei Orangen, einen Eisbergsalat und einen Apfel, bitte!", bestellte sie an eben diesem.

Keira war mitsamt ihrem überdimensionalen Stab(so ein Ding war wirklich nicht leicht zu transportieren!) nach hause gegeangen und legte dort alles im Erdgeschoss ab. Nachdem sie einen kleinen Snack in Form eines Pfirsichs zu sich genommen hatte, ging sie hoch in ihr Schlafzimmer und zog sich um. Zwar fühlte sie sich mit der Halb-Leder-Halb-Stoff-'Rüstung' sicherer, da sie mehr Bewegungsfreiraum hatte, aber eigentlich gefiel es ihr besser, in langen Kleidern durch eine so hübsche und vor allem friedliche Stadt zu laufen. Also legte sie die 'Rüstung'(es war gar keine richtige Rüstung in dem Sinn, es würde sie vermutlich nicht im geringsten schützen... Es war so etwas wie... nun ja... es war eben kein Kleid. Es war so etwas, das die Männer trugen.) ab und.. nutzte diesen kurzen Augenblick, um sich im Spiegel zu betrachten. Ja, man konnte Keira durchaus als eine hübsche junge Frau bezeichnen. Auch wenn sie nicht zu den hübschesten Elfen zählte, so wäre sie doch eine der schönsten Menschinnen. Sie lächelte zufrieden, das war genug Selbstbestätigung. Als sie sich zu ihrer Kleiderkiste umdrehte, glaubte sie, einen Schatten am Fenster vorbeihuschen zu sehen. Sie stockte kurz - und riss reflexartig das nächstbeste Kleidungsstück vom Boden, um sich damit zu bedecken. Doch dann fiel ihr ein, dass das hier der erste Stock war, hier konnte niemand vor dem Fenster sein. Sie lächelte erleichtert und besah dann das Kleid, dass sie hervor gezogen hatte. Es war eines ihrer Lieblingskleider: ein geschnürtes Oberteil (aber es war bequem!) und ein weißer,schlichter Unterrock mit halb durchsichtigem, hellblauem Stoff darüber. Es ging beinahe bis zum Boden und sah an ihr auf eine schlichte Weise edel aus. Als sie es anhatte, betrachtete sie sich erneut im Spiegel, und musste feststellen, dass dieses Kleid ihre Schönheit noch mehr unterstrich.
Huch - ob sie langsam eitel wurde? Sie war zu lange nicht mehr unter Elfen gewesen. Unter Elfen fühlte man sich die ganze Zeit über minderwertig. Hässlich. Dumm. Ungeschickt. Und außerdem dick! Fiel eigentlich irgendjemandem auf, wie dünn Elfen waren? Und dazu hatten sie noch ewig lange Beine... Nun ja, zum Glück war Keira eine Elfe. Sie hatte ewig lange Beine. Naja, sie waren ein paar Zentimeter kürzer als die Beine der richtig schönen Elfen... Ach verdammt, sie war ein Mensch. Warum sah sie es nicht endlich ein? Frustrierend.
Ihr hohes Selbstwertgefühl von eben war wie weggeblasen und sie musste diesmal in den Spiegel sehen, um zu testen, ob sie völlig daneben aussah. Es ging so.
Mit dieser Laune machte sie sich zu ihrem Stand auf, um heute eventuell noch etwas verkaufen zu können. Heute im Sonderangebot: Mirabellen.

Sianna stutze über den plötzlichen Abgang von Keira und Lala.
"Ähm..ja okay. Bis später dann!", stotterte sie.
Sie drehte sich wieder um und kämpfte weiter mit der Trainingsattrappe. Ihr Bl*t pulsierte immer noch in ihren Adern, jedoch war es diesmal nicht so stark. Sie war langsam erschöpft vom vielen Trainieren. Also gönnte sie sich eine Pause und setzte sich auf den Boden. Das Gras war so schön weich und grün. Es war so als würde man auf einer Matratze schlafen. Schließlich gähnte sie herzhaft, legte sich hin und schlief ein.

Sianna stand auf einer Lichtung. Es war Nacht und ein dichter Nebel schwebte über dem verdorrten Gras. Plötzlich hörte sie ein Rascheln aus dem Gebüsch kommen. Eine Gestalt mit einem schwarzen Umhang trat hinter einem der Bäume, die um sie herum standen, hervor. Man konnte ihr Gesicht nicht sehen. Nur den Umhang der sich gespenstisch leicht über den Boden bewegte.Die Gestalt kam langsam auf sie zu. Sianna wollte laufen oder wegrennen doch ihre Beine wollten sie nicht tragen. Sie stand nur versteinert da und starrte weiter die Gestalt an. Sie kam immer näher und Sianna hatte Todesangst. Schließlich war sie direkt vor ihr und sie konnte ihren eiskalten Atem spüren. Plötzlich bewegte die Gestalt ihre Hand zu der Kapuze des Umhangs. Sie zog sie herunter, und darunter verbarg sich ein bandagierter Totenkopf der sie leblos ansah. Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und bewegte seinen Mund auf ihren zu. Sianna schrie laut los, doch sie konnte nichts machen. Sie sah sich von außerhalb ihres Körpers dastehen, hatte keine Kontrolle mehr über ihre Bewegungen. Die Gestalt küsste sie und entzog ihr alles Leben. Sie fiel zu Boden und blieb liegen. Plötzlich begannen die Wurzeln der Bäume ihre Arme zu umschlingen. Langsam zogen sie den leblosen Körper immer weiter unter die Erdoberfläche. Dann wischte die Gestalt mit ihrem Umhang über ihren Leichnam, und plötzlich war nicht nur Sianna verschwunden, sondern auch von dem unheimlichen Skelett fehlte jede Spur. Zurück blieb Siannas Geist. Der Boden wurde schwarz und sie fiel in ein Loch. Kurz vor dem Aufschlag wachte sie auf.

Sianna schrie und schreckte aus ihren Schlaf hoch. Sie setzte sich auf und schnaufte.
*Ich muss wohl eingeschlafen sein...*, dachte sie, *Was für ein seltsamer Traum!*
Schließlich rieb sie sich den Sand aus den Augen und blinzelte immer noch müde der Sonne entgegen.
"Ist alles in Ordnung? Du hast so geschrien!", sagte Daniel.
Sianna wirbelte herum und bemerkte erst jetzt dass Daniel neben ihr gelegen hatte. Anscheinend hatte er gemerkt dass sie eingeschlafen war und hatte sich zu ihr gelegt.
"Oh, das war nur ein Alptraum, entschuldige.", flüsterte sie kleinlaut.
Es war ihr etwas peinlich dass Daniel das mitbekommen hatte.
"Weißt du was? Wieso trinkst du nicht mit mir einen Tee und beruhigst dich etwas. Du kommst mir sehr aufgekratzt vor.."
"Ähm, in Ordnung!", sie lächelte ihn an in der Hoffnung er würde sie ein Stückchen mehr mögen.
Sie gingen gemeinsam in sein Haus und bereitete den Tee vor. Sie unterhielten sich über die unterschiedlichsten Dinge. Schließlich kamen sie zu ihren Kampfkünsten.
"Ich bin wirklich beeindruckt davon dass du so schnell lernst und so gut kämpfst. Hast du schon einmal gekämpft?", fragte er freundlich.
"Nein. Meine Brüder haben mir ein bisschen was beigebracht, jedoch nicht so viel das es hätte reichen können. Wahrscheinlich hab ich das von meinem Vater. Er war ein begabter Kämpfer."
"Das ist ja schön! Als was arbeitest du eigentlich?"
"Oh, ich arbeite als Schneiderin! Ich schneider mir meine Klamotten auch selber."
"Ja, ich hab bereits gemerkt, dass sie sehr ähm eigen sind!"
Sianna lächelte ihn peinlich berührt an. Daniel erzählte ihr noch dass er den Waffenladen von seinem verstorbenen Vater übernommen hätte. Er sei in einem Kampf gestorben. Und da blieb Daniel allein übrig denn seine Mutter war viel zu beschäftigt um sich um ihn zu kümmern. Also lernte er Kämpfen und stattete den Laden neu aus. Und inzwischen was Kämpfen seine Leidenschaft. Er liebte es mit seinen Waffen zusammen zu sein.
"Hey, da wir gerade davon reden. Zeig mir wie gut du inzwischen bist und kämpf eine Runde mit mir!", seine Stimme nahm einen ganz euphorischen Ton an.
Etwas verängstigt von dem plötzlichen Einfall stand Sianna auf, ging mit ihm wieder auf das Grasfeld, zog ihre Schwerter und ging in Angriffsstellung.
"Es ist normal wenn du verlierst. Ich bin ja viel weiter ausgebildet als du im Kämpfen, aber gib dein Bestes!", er zog ebenfalls ein Schwert und umklammerte es fest mit seiner Hand.
Sianna schwang ihre Schwerter durch die Luft und ein lautes Klirren ertönte als die beiden Klingen aneinander stießen. In Siannas Adern loderte wieder das Feuer. Sie war konzentriert auf einen Punkt, und zwar auf das Gewinnen. Sie wich einen Schritt zurück sodass Daniels Klinge ins Leere schlug. Dann nutzte sie seine Überraschung bewegte sich schnellen Schrittes auf ihn zu, packte ihn am Arm und schmiss ihn auf den Boden. Ihr Fuß stand auf seiner Brust und ihre Schwerter weilten an seiner Kehle. Bevor er wusste was geschehen war half sie ihm auch schon auf. Das Adrenalin rauschte in ihren Ohren und betäubte sie. Sie nahm alles etwas verlangsamter da, hatte mehr Zeit zum überlegen.
"Wow! Du bist wirklich gut!", er strahlte sie an.
"Das war reines Glück"
Nach einer Weile in der stille herrschte weil keiner von beiden sich traute etwas aus seinem Mund zu pressen sagte Sianna schließlich:"Ich sollte langsam gehen. Es ist schon recht spät und ich muss heute noch ein paar Kleider für Kunden fertig nähen!".
Man sah die Enttäuschung in Daniel's Gesicht doch er versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Sie verabschiedeten sich und Sianna ging nach Hause. Die Schwerter von Daniel hatte sie in der Hand und immer griffbereit. Seit dem Vorfall im Wald war sie misstrauischer gegenüber Gestalten geworden.

Zuhause angekommen ließ sie sich auf ihren Stuhl fallen, rückte nah zu dem Tisch, auf dem die Nähmaschine stand, heran und begann den Faden einzuspannen. Dann holte sie etwas Stoff aus einer Kiste und noch ein paar Muster und fing an zu nähen.

Ein paar Stunden, viel Stoff und Unmengen an Faden später, stand Sianna auf, ging zu ihren Bett, machte sich nicht mal mehr die Mühe sich umzuziehen, fiel ins Bett und schlief noch am späten Nachmittag ein.

Keira ging rüber zu Sianna und Lala folgte ihr. Erstere meinte, sie müsse jetzt gehen.
"Hmm... ich glaube ich schließe mich Keira an, ich mache mich auch mal auf den Weg nach Hause...noch ein paar Waffen entstauben.", sagte sie mit einem breiten Grinsen und dachte sich im Hinterkopf eher, dass sie lieber Sianna und Daniel alleine lassen wollte.
Sie verabschiedete sich anscheinend etwas hastig und lief Richtung Stadtrand zu ihrer Hütte. Es war wie immer ein angenehm warmer Tag und der Wind wehte ihr ein paar Strähnen ihres pechschwarzen Haares ins Gesicht, welches durch die Sonnenstrahlen eine eher rotbräunliche Farbe angenommen hatte. Sie ließ sich Zeit und setzte nur langsam einen Fuß vor den anderen. Links. Recht. Links. Rechts. Links. Ehe sie sich versah, stand sie vor ihrem kleinen Zäunchen und hörte, wie der schwarze Koifisch in ihrem Teich das Wasser zum Plätschern brachte. Sie hatte nur zwei Fische in dem Teich. Ein schwarzer Koi mit einem weißen Punkt auf der Stirn und einen weißen Koi mit einem schwarzen Punkt. Sobald die Fische im Kreis umeinander schwammen, bildeten sie ein Ying-Yang-Symbol. Ying und Yang. Zwei vollkommen unterschiedliche Dinge, die sich dennoch gegenseitig anziehen. Licht und Dunkelheit, Mond und Wasser, Mann und Frau. Sie öffnete die kleine Tür im Zaun und ging zu ihrer Haustür. Dort zog sie den Schlüssel heraus und schloß die Haustür auf. Wie immer hatte sie sofort ihre Tasche und das Katana auf den Sessel geschleudert... Vielleicht hätte sie doch keine Baumwoll-Rüstung anziehen sollen? Es war doch so ein friedlicher Tag...keine Gefahren... sie beschloss sich umzuziehen, genug Kleidung hatte sie ja. Lala warf die Rüstung ab und zog ein leichtes Sommerkleidchen über. Es war dunkelblau, hatte 3/4-Ärmel und lag eng an ihrem Körper an, war ungefähr ab der Hüfte leicht ausgestellt und endete kurz über ihren Knien. Sie legte noch ein Halsband an und richtete es so, dass die schwarze Schleife in der Mitte ihres Halses war. Und wo sie schon dabei war, sich so schick zu machen, holte sie sich auch ein paar Ballerinas, ebenfalls mit Schleifchen vorne.
Sie ging mit eine Putztuch, Reinigungsmittel und einem Eimer Wasser bewaffnet in ihre Waffenkammer, schaffte ein bisschen Ordnung und fing sgleich an. Erst polierte sie alle ihre Schwerter und stellte sie nach ihrer persönlichen Beliebheitsskala auf, dann kamen die Speere und Stäbe dran, schließlich gelang sie zu den Distanzkampfwaffen, sprich den Pfeilen und Bögen. Die Spitzen der Bögen putze sie eindringlich und ordnete sie nach Reichweite (die, die am weitesten kamen in einen Köcher, die die weniger weit geschossen werden konnten in einen anderen usw.). Dann überprüfte sie noch die Bögen und - fertig!
Es war immernoch soooooo viel Zeit vom Tag übrig. Sie überlegte, was sie machen sollte. Einen Spaziergang? Shoppen? Essen? Shoppen und dann essen? Essen und dann shoppen?
"Aaaaah, vielleicht kann ich ja Keira an ihrem Stand einen Besuch abstatten!", sagte sie zu sich selbst, denn Lala führte oft Selbstgespräche, so kam sie sich weniger einsam vor.
Sie befestigte den Dolch ihres Vaters an einem Strumpfband und schob es an ihrem Bein hoch, bis es von dem Kleid verdeckt war. Lala wollte nicht den Hüftbeutel mitnehmen, da er nicht zu ihrem Kleid passte, konnte also infolge dessen nicht ihr Katana am Gürtel befestigen. Sie Band eine Schnur jeweils am oberen und am unteren Ende der Scheide fest und hing es sich wie eine Tasche quer über den Torso. Dann packte sie noch eine neue Tasche, diesmal eine Umhängetasche, in die sie den Inhalt des Hüftbeutels kippte. Dabei verfing sie sich mit ihrem Armband ein wenig in einem abstehenden Faden der Stoff-Umhängetasche. Sie löste es vorsichtig, denn das Armband hatte unschätzbaren Wert für sie.
Wie ziemlich alles, was sie fast immer mit sich herumtrug, hatte sie es von ihren Eltern bekommen. Ihre Mutter, die Hellseherin, hatte es mit einem Schutzzauber belegt und ihre Eltern haben es ihr zu ihrem Abschluss an der Akademie für Krieger überreicht.
Naja, wie auch immer, sie machte sich nun auf den Weg zum Marktplatz. Als sie vor der Hütte stand und die Tür abgeschlossen hatte, wehte der Wind ihr ein paar Kirschblüten von dem Baum über dem Teich entgegen. Sie hatte keinen Spiegel zur Hand und wusste nicht, ob ihr noch ein paar irgendwo am Körper hingen, aber das war ihr auch recht herzlich egal. Ob Keira wohl gerade am Stand ist?

Das konnte sie nicht hundertprozentig wissen, ohne nachgeschaut zu haben, also machte sie sich hochmotiviert auf den Weg dorthin.

Keira übte fleißig weiter, während sie ab und zu beobachtete, was die anderen taten. Von Lalas Nummer mit dem in Scheibchen geschnittenem Baum war sie echt beeindruckt. So beeindruckt, dass sie für eine Sekunde zu abgelenkt war, um darauf zu achten, was ihre Hände gerade mit dem Stab taten, und es wurde einmal mehr ein Grasbüschel samt Erde aus dem Boden gerissen.
Sie nahm schnell wieder Haltung an und stellte den Stab gerade hin. *Das hat bestimmt niemand gesehen...*, redete sie sich ein und trainierte dann einfach weiter.
Nach einer Weile merkte sie allerdings, dass so ein Training ganz schön anstrengend war, und außerdem fühlte sie sich leicht unbehaglich. Sie kam mit Waffen nicht so gut klar, und Sianna und Lala schienen die geborenen Kriegerinnen zu sein. Das war irgendwie peinlich für sie. Im Wald war sie allein und konnte sich ganz auf sich konzentrieren. Vielleicht sollte sie ihr Training für heute beenden, sie hatte noch einiges zu tun. Sie sollte sich mal wieder um ihren Garten kümmern, und es musste Marmelade gekocht werden, sonst würden die Früchte verderben... Manchmal kam sich Keira selbst spießig vor. Aber dass sie sich an solche Sachen hielt machte einiges einfacher. Und sie war nicht ganz langweilig. In Wahrheit träumte sie davon, Waldläuferin zu werden... Eins mit der Natur, weit weg von zu vielen Menschen, den Rausch spüren, den es ihr bereitete, ans Limit ihrer Geschwindigkeit zu gehen... Das klang sehr verlockend. Aber bis das wahr werden konnte, musste noch einiges geschehen. Sie musste lernen, auf sich selbst aufzupassen. Vielleicht... aber nein, das war Unsinn. Sie konnte jetzt nicht in den Wald gehen, das war zu gefährlich. Aber sie hatte da doch diesen magischen Stein, mit ihm wäre sie bestimmt geschützt und... stark und unabhängig und frei...
Erst jetzt merkte Keira, dass sie schon seit geraumer Zeit dastand und ins Leere starrte. Schnell tat sie so, als hätte sie nur ein imaginäres Ziel anvisiert und verpasste der Luft jetzt 'den finalen Schlag'. Die Luft fiel um. Keira hatte gewonnen.
Sie drehte sich zu den anderen um, ließ ihren Stab sinken und ging dann zu Sianna, um mit ihr zu reden.
"Hey, du bist ja wirklich gut... Ähm, ich glaube ich sollte jetzt langsam wieder gehen, ich hab noch was zu erledigen..."

Angus tippte die Leine an - sie schwang ein wenig auf und ab, war ansonsten aber gänzlich straff gespannt. Er stand am Fenster seiner Werkstatt und blickte in den Hof hinab. Das "Klinding", dass er bauen solte, lag halb fertig auf einem der vielen Tische. Nun beschäftigte er sich wieder mit seinen eigenen Ideen: Immer wenn er große (und dadurch auch immer weitaus gefährlichere) Sachen zusammenschraubte, verwendete er dazu den geräumigen Hinterhof. Für einen Erfinder war es aber auch durchaus gewöhnlich, bis spät in die Nacht zu arbeiten. Also: irgendwie musste man doch den Hinterhof ausleuchten können... Gab es schon kein Licht, das überall hinkommen konnte, musste doch wenigstens einers erfindbar sein, das überall hinzubringen war! Und dafür war auch diese ganz spezielle Wäscheleine da. Sie führte vom Fenstersims zum Schuppen auf der anderen Seite des Geländes, wobei sie einen vernachlässigbar kleinen Winkel von 20° beschrieb. Die Idee lag darin, eine Laterne so daran zu befestigen, dass sie sich über eine Kurbel verschieben ließ. "Jetzt nur noch eine Befestigungsklammer, damit das ganze auch hält..." Angus hielt mit zwei Fingern die bereits aufgefädelte Lampe fest, wärend seine Hände hinter dem Rücken blind über den Tisch tasteten.
Es klirrte. Angus drehte sich um und entdeckte, dass sich ein Topf roter Farbe über den Tisch ergoss. Und in dem hoffnungslosen Versuch, die Fluten aufzuhalten, warf er sich mit einem herumliegenden Lappen auf den Boden. Ihm entglitt der Draht der aufgehängten Laterne. Ein Sekundenbruchteil verging - er realisierte die Situation - und stürzte zurück zum Fenster. Die Lampe rutschte die Schnur entlang quer über den Hof. Beständig nahm sie dabei an Geschwindigkeit zu und das alles wäre nur halb so bedenklich gewesen - hätte kein Feuer in ihr gebrannt. Natürlich, es war heller Tag. Aber bei Experimenten mussten doch eigentlich alle faktoren bedacht werden. Trotz dem wäre die Unfallgefahr verschwindend gering gewesen - hätte Angus nicht in letzter Zeit eine neue Leidenschaft für Pyrotechnik entwickelt. Pyrotechnik war riskant - weshalb die Utensielien nicht im Haus gelagert werden sollten. Viel lieber - in einer trockenen, brennbaren Schuppen.
Glas klirrte. Einige Sekunden vergingen. Der erste "Rote Phoenix" stieg mit einem Zischen in die Höhe.
*Das mit der Seil... Seil... Seil... Seilbahn oder so... das muss ich mir merken...*, dachte Angus bei sich...

Daniel führte Keira, Sianna und Lala auf einen Trainingsplatz. Uuuuh, weiches Gras unter den Füßen
Er befahl Keira und ihr, eine Kampfposition einzunehmen, während Sianna schon mit ihrem Schwert trainierte.
Sie kicherte ein bisschen, als sie eine für sie eher banale Übung machen musste, fasste sich aber schnell wieder, denn kein seriöser Krieger kichert seinen Gegner auf dem Schlachtfeld an!
Sie bemerkte, dass Sianna schon recht gut mit dem Schwert umgehen konnte und sehr großes Potential hatte eine erstklassige Kriegerin zu werden. Auch Keira hielt sich ganz gut. Daniel war darin vertieft, mit Sianna zu trainieren. Ob er wohl ihre Gefühle erwiderte?
Sie sah Keira ein wenig zu wie sie ihre ersten Schritte mit dem Stab machte und fand, dass auch Keira, wie Sianna, eine schnelle Lernerin war. Lala war begeistert davon, es erinnerte sie ein bisschen an ihre Ausbildung damals.
Da sie nicht nur die ganze Zeit dumm rumstehen wollte, zog sie ihr Katana. Die schwarze Klinge glänzte in dem Sonnenlicht. Sie stellte sich einem Baum gegenüber und schnitt gekonnt und schnell den Baum in mehrere Scheiben und die Krone fiel zu Boden.
Lala fühlte, wie das Adrenalin durch ihren Körper strömte, es kribbelte in ihren Fingern, sie wollte kämpfen! Gegen das Böse, bis zum Umfallen kämpfen! Sie bemerkte, dass sie wieder diesen irren Blick aufhatte, wenn sie im Kampfrausch war, also fasste sie sich wieder einigermaßen, sie wollte ja niemanden verschrecken.
Sie blickte um sich herum und sah, wie Sianna mit einem Doppelklingen-Schwert-Paar aus einem Haus kam. Sianna widmete sich wieder den Puppen, während Daniel zu Keira und ihr kam. Hmm...irgendwie kam er ihr so bekannt vor. Vielleicht hatten sie früher mal zusammen gearbeitet? Sie konnte sich nicht mehr erinnern.

"Du machst das wirklich gut Keira!", Daniel war wirklich beeindruckt.
Keira lernte anscheinend auch recht schnell. Er sagte dass sie sich vielleicht einmal eine andere Waffe aussuchen sollte und dann mit dieser Trainieren sollte.
"Und bis dahin, kannst du an einer der Trainingsattrappen üben. Sie stehen gleich dort drüber", er deutete in Richtung Sianna, "Versuche deinen Gegner auszuschalten. Am besten zu verwundest ihn erst einmal. Dadurch schwächst du ihn. Und dann kannst du den finalen Schlag ausführen um ihn ein für alle mal dem Erdboden gleichzumachen."
Nachdem er ihr den Befehl erteilt hatte ging er wieder zu Sianna um zu sehen wie sie voran kam.

Sianna wirbelte im kreis herum, rammte ihr Schwert in den Kartoffelsack und tat so als würde sie vor einem imaginären Schlag ausweichen. Daniel stand neben ihr, doch das bemerkte sie nicht. In ihrem Kopf rauschte es. Ihr Herz raste und ihr Puls war eindeutig zu hoch. Sie hatte ihre Außenwelt vergessen. Alles was sie sah war ihren Gegner. Sie hatte sich mit ihrem Schwert vorhin selbst verwundet, doch das spürte sie inzwischen nicht mehr. Es war als würde sie tanzen. das Schwert in beiden Händen und zu allem bereit, stand sie in Angriffsstellung da. In ihren Adern floss eindeutig das Bl*t ihres Vaters. Er war schon immer ein Liebhaber des Kampfes gewesen. Doch seit sie klein war, wurde ihr nur beigebracht zu nähen und zu kochen. Nähen konnte sie inzwischen sehr gut, doch zum Kochen war sie nicht geboren. Manchmal gelang ihr ein Essen, doch nur sehr selten. Deswegen aß sie hauptsächlich Brot mit Aufstrich oder etwas dass man weder Kochen noch Backen musste. Ihr Vater hatte ihr damals ein bisschen das Kämpfen beigebracht, und es hatte ihr wirklich Spaß gemacht. Doch dann war er in den Krieg gezogen und das war das letzte Mal gewesen dass sie an den Kampf oder an das berauschende Gefühl gedacht hatte.
Doch nun war es wieder da. Und sie spürte es intensiver denn je. Sie hatte keine von den Attacken, die sie soeben benutzte, je gelernt, sie improvisierte einfach. Sie hatte auch damals ihrem Vater und ihren Brüder zugeschaut wenn sie kämpften. Es hatte ihr immer eine Gänsehaut beschwert.
"Wow Sianna. Du bist wirklich gut!", sagte Daniel.
Sianna zuckte völlig entsetzt zusammen. Sie hatte nicht bemerkt dass er bei ihr war. Aus Reflex wirbelte sie herum und hielt ihm das Schwert an die Brust. Von ihrer plötzlichen Reaktion überwältigt war Daniel zusammengefahren. Er drückte ihr Schwert herunter, und als sie bemerkte dass sie sich nicht nicht in Gefahr befand sondern es nur Daniel war, lachte sie beschämt.
"Deine Reflexe sind ausgezeichnet. ich dachte nicht dass du so schnell lernst! Dann wird es jetzt Zeit. Ich borge dir ein paar echte Waffen von mir!", er führte sie in sein Haus und überreichte ihr zwei vollkommen identische Schwerter. Zuerst dachte sie es wäre nur ein Schwert doch dann bemerkte sie dass es zwei Griffe hatte und zog die Schwerter vorsichtig auseinander. Mit den Schwertern stand sie da und schnaufte immer noch von der Anstrengung. Sie sah ihn an und sofort fühlte sie sich überlegen.
"Geh vorsichtig um. Übe viel, aber nur wenn niemand in de Nähe ist. Nicht dass du jemanden verletzt. Wenn du die Kunst des Doppel händigen Schwertkampfes beherrscht, möchte ich dass du dir eigene Schwerter besorgst!", Daniel bedachte sie mit einem bedeutungsvollem Blick und Sianna wurde wieder etwas rot.
Gemeinsam verließen sie das Haus und gingen wieder zu der Trainingsattrappe. Sianna streckte einen Arm mit dem Schwert aus und richtete ihn auf den Kartoffelsack. Daniel stellte sich dicht hinter sie und fuhr mit seinem Arm ihren Arm entlang. Er brachte ihn in eine waagerechte Stellung und flüsterte ihr ins Ohr: "Spürst du das Schwert? Es ist nicht nur ein Schwert. Es ist eine Verlängerung deines Armes. Spürte den Lufthauch wenn du es durch die Luft schwingst. Spüre die leichten Schwingungen. Spürst du wie es das Schwert zum Gegner zieht? Analysiere deinen Gegner. Treffe seine Schwachpunkte. Schalte ihn systematisch aus!"
Daniel war in einer anderen Welt. Er liebte es zu Kämpfen und jedes mal wenn er davon sprach war er ganz hingerissen. Dann machte er wieder seine Kontrollrunde bei Lala und Keira.

Sianna spürte das Schwert. Dann drehte sie sich und zog einen langen Streifen durch die Luft. Bevor sie wusste was überhaupt geschehen war, sah sie dass der Kartoffelsack einen langen, tiefen Schnitt hatte aus dem Stroh quoll.

Das Geschrei von Daniel brachte Keira etwas aus der Fassung und sie fragte sich langsam, ob dieser sogenannte Kampflehrer wohl jemals eine Ausbildung erhalten hatte. Doch sie ließ sich nichts anmerken und starrte während der ganzen Zeit grimmig in die Luft, völlig starr. In einer echten Gefahrensituation hätte sie den Zustand des totalen Bewusstseins hervorgerufen, doch hier war es Verschwendung, auch wenn ein Teil von ihr Lust hatte, damit anzugeben. Das war der Vorteil am Elfsein: man konnte sich den Menschen die ganze Zeit überlegen fühlen. Allerdings hatte es natürlich auch Nachteile, denn dummerweise war der Körper der Elfen zwar flink und (bei jedem anderen als Keira) geschickt, jedoch empfindlicher als der eines Menschen.
Gerade deswegen musste sie lernen, sich zu verteidigen. Und zwar so, dass niemals ein Gegner auch nur Gelegenheit dazu haben würde, ihr zu nahe zu kommen.
Also tat sie, was Daniel ihnen befohl und setzte sich mit ihrem Stab auseinander. Sie schwang ihn mit einer Hand hin und her, merkte jedoch schnell, dass dies hier nicht als 2 Meter langer Zauberstab oder als Lanze gedacht war. Mit beiden Händen versuchte sie, den Stab schnell zu drehen, doch das Ergebnis davon war nur, dass sie ein paar Löcher in das Gras riss und sich selbst einen Schlag an den Kopf verpasste, zurücksprang und dann so etwas ähnliches wie einen Salto machte - der Stab blieb senkrecht im Boden stecken, Keira lag daneben, aber immerhin hatte sie es geschafft, nicht loszulassen. Naja, das war eigentlich kein Vorteil, denn mit etwas Pech hätte sie sich jetzt beide Arme gebrochen. Aber beinahe-Verletzungen war sie gewöhnt, sie erlebte hunderte davon am Tag. Und noch 3 beinahe-Tode in der Woche, beim Karottenschneiden oder naja - Erdbeeren pflücken. Was außergewöhnliche Unfälle bei außerordentlich gewöhnlichen Tätigkeiten anging, bewies sie erstaunliche Kreativität.
Mit einem Stöhnen stand Keira auf und rieb sich den Rücken. Sie stöhnte, genervt von ihrem eigenen Untalent, machte aber weiter. Sie verbesserte sich schnell und stürzte nur noch zwei Mal, was eine gute Quote darstellte. Bald wusste sie, wie sie den Stab führen musste, um sich nicht selbst zu erschlagen oder zu erstechen. Dennoch beschloss sie nach kurzer Zeit, dass ihre nächste Waffe etwas sehr kleines werden würde. Etwas, das kleiner war als sie selbst, und das man mit einer Hand führen konnte, dann konnte man schon nur noch halb so viel falsch machen.

Daniel bemerkte das die jungen Frauen, die vor ihm standen, etwas verwirrt über sein Verhalten waren. Also tat er so als wäre nichts gewesen.
"Nun, okay. Aber bevor ihr das richtige Kämpfen lernt müsst ihr eine sichere Stellung haben. Denn wenn ihr während eines Kampfes unkonzentriert seid und einen Fehler macht dann seid ihr ratz-fatz t*t!", er fuhr sich mit den Zeigefinger über die Kehle.
Er führte sie über das Grasfeld und befahl ihnen sich so aufzustellen dass sie Platz hatten. Dann sagte er sie sollen leicht in die Knie gehen, und die beide etwas auseinander schieben. Sodass sie beide einen festen stand hatte. Er tat das selbe was er zuvor Sianna gezeigt hatte.
"Ich werde nun um euch herum gehen, und euch ablenken! Ihr dürft euch aber nicht ablenken lassen. Bleibt konzentriert!"
Er tat das was er gesagt hatte, schrie ihnen ins Ohr oder tat so als hätte er etwas gesehen. Schließlich kam er zu dem Ergebnis, dass beide sehr gut darin waren. Sie ließen sich nicht oft ablenken. Vor allem fiel ihm auf welche Konzentration und Stärke man in Lala's Gesicht sehen konnte. Sie musste wohl schon einmal gekämpft haben. Da fiel ihm Sianna wieder ein. Er musste ihr ja auch etwas beibringen!
"Keira, Lala! Ihr versucht nun etwas mit euren Waffen zu üben! Etwas herum schwingen und versuchen einen Baum zu verprügeln dürfte reichen. Macht das solange bis euch die Waffe nicht mehr hinunterfällt! Ich werde euch beobachten."
Er besah sie mit einem strengem Blick, drehte sich um und ging lächelnd auf Sianna zu.

Sianna drehte sich und schlitzte mir ihrer Holzwaffe Löcher in die Luft. Das sah vielleicht nicht sehr elegant aus, jedoch wusste sie nicht was sie sonst hätte tun sollen. Daniel war ja die ganze Zeit mit Lala und Keira beschäftigt. Zugegeben, sie war schon etwas eifersüchtig auf die beiden. Doch das kam ihr so lächerlich vor dass sie lieber nichts sagte. Sie hoffte sie hätten nicht von ihrer Zuneigung von Daniel gemerkt. Doch als sie merkte dass Daniel lächelnd auf sie zukam, schmolz sie dahin. Sie starrte ihn an. Das musste bestimmt lächerlich aussehen! Schnell drehte sie sich um, tat so als wäre sie beschäftigt und versuchte verzweifelt sich hübsch zu machen.
*Au man, ist das peinlich!*, dachte sie.
Schließlich stand er direkt neben ihr.
"Sia, ich möchte dass du etwas an einer dieser Trainingsattrappen übst. Stell dir vor du wärst eins mit der Waffe! Ich merke schon dass du ziemlich schnell lernst. Vielleicht braucht es doch nicht eine Woche, um dir die Grundlagen beizubringen! Wenn du weiter trainierst dann schaffen wir es vielleicht schon in ein paar Tagen. Also... siehst du diese Zielscheibe auf der Attrappe?"
"Ja.", hauchte sie.
Sie war so benommen davon dass er direkt neben ihr stand dass sie fast ihre Stimme verloren hätte. Nun beugte er sich ganz nah an ihr Ohr heran und sagte ihr dass sie versuchen solle in die Mitte der Zielscheibe zu treffen. Denn dort befand sich das Herz des Strohsackes. Das ganze erschien ihr ein wenig albern doch sie tat es. Doch bevor sie sich in Gang setzte, atmete sie Daniels Geruch ein und legte dann erst los. Daniel ging wieder zu Keira und Lala und Sianna versuchte die Attrappe zu töten. Doch komischer Weise gelang es ihr nicht einem Kartoffelsack mit Stroh, als Inhalt, das Schwert in die Brust zu rammen.

Keira lächelte verschmitzt, als sie sah, wie rot Sianna bei Daniels Anblick wurde. Diesen verlegenen Blick kannte sie sehr gut, ihre Elfenfreundinnen hatten die Jungs ab und zu so angesehen. Und in Anbetracht dessen, was womöglich alles schreckliche auf sie zu kam, fand Keira es schön, dass Sianna sich mit anderen Dingen ablenken konnte.
Als der Kampflehrer sie jedoch mit einem Handkuss begrüßte, wurde auch sie etwas verlegen, aber hauptsächlich, weil sie sonst zum männlichen Geschlecht einen gesunden Abstand hielt. Ihre Hand zuckte kurz, aber sie schaffte es, sie weder wegzuziehen noch rot zu werden, sondern lächelte souverän und freundlich und trat von Daniel zurück, sobald er sie los ließ, um Lala Platz zu machen. Diese versuchte bei der für sie bestimmt noch ungewöhnlicheren Begrüßung des Mannes (immerhin war sie Kriegerin, da gingen die Männer wahrscheinlich normalerweise anders mit ihr um) nicht peinlich berührt zu wirken, doch Keira nahm mit ihrem geschärftem Blick das leichte Zucken in ihrem Gesichtsausdruck.
Sie warf ihr einen "ja, ich finde es auch etwas seltsam"-Blick zu und lächelte dann wieder.
"So, und wo trainieren wir jetzt? Dieser Stab ist ein wenig unhandlich, um ihn die ganze Zeit herum zu tragen.", sagte sie mit einem Grinsen und deutete auf den riesigen Stock, der sie selbst überragte.

Die Sehne löste sich mit einem Surren von der Haltevorrichtung an einer Seite des Holzgestells. Die Apparatur wurde von einem Zittern durchzogen um sich im nächsten Augenblick vom eigenen Drehmoment angetrieben von der Hofmauer zu stürzen. Angus war der Grund dafür unerklärlich - die Maschine hatte doch ein viel zu schönes Leben, um soetwas zu tun...
Er stieg die Leiter hinab in den staubigen Hof und warf die verteilten Holzlatten, Schnüre und Schrauben in einen bereitstehenden Korb. Er war nicht wirklich enttäuscht vom Ausgang seines Versuches - das hätte vorausgesetzt, dass er eine grobe Vorstellung davon hatte, was das alles werden sollte.
Als er wieder die Treppen in seine Werkstatt hinaufgestiegen war, leerte er den Korbinhalt achtlos in eine Kiste und setzte sich rittlings auf den Stuhl an seinem Schreibtisch. Er zog einen Stapel Planzeichnungen zu sich, die auf fleckiges Papier gekritzelt waren. Die Pläne und Entwürfe von Wissenschaftlern und Bauherren waren manchmal ein dem Endprodukt ebenbürdiges Kunstwerk. Angus Skizzen hingegen waren direkte Aufzeichnungen seiner Gedanken. Und wer sich in seiner Freizeit des öffteren mit Denken beschäftigte wusste: Gedanken konnten ziemlich wirr sein!
Angus strich einige Stichpunkte von einer Liste. "Ewigen Reichtum", "Liebe" und "Allseitige Leistungskraft bin ins hohe Alter" konnte er nicht aus Holz und Draht bauen - was nicht bedeutete, dass er die Aufträge nicht trotzdem annehmen konnte. Es war gut möglich, einfach nebenbei auf eine Lösung zu stoßen. Er begann mit einem Stück alter Kohle seine Ideen für "etwas, dass mich wissen lässt, dass jemand an der Tür steht - ohne dass derjenige klopfen muss" auf dem blanken Holz des Tisches zu verzeichnen.

Sie liefen in der warmen Brise umher. Es fühlte sich gut an. So gut, dass man schon fast alle Sorgen vergessen konnte.
Sianna führte Keira und sie in eine Seitengasse ziemlich im Stadtzentrum...oder etwa doch nicht? Auch wenn sie wusste, wie man kämpft, ihr Orientierungssinn glich dem einer Scheibe Toast...oder sogar weniger?
Sianna klopfte an eine Tür und ein junger Mann, der sich später als Daniel herausstellte, öffnete die Tür. Lala war immernoch damit beschäftigt, ihren jetzigen Aufenthaltsort zu lokalisieren, ihn sich einzuprägen und auf Gefahren zu untersuchen. Dabei fiel ihr auf, dass sie ein klein wenig übervorsichtig war und wollte sich entspannen, jedoch wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als Daniel ihre Hand nahm und diese zur Vorstellung küsste. Sie versteckte ihre Verwirrtheit vor den anderen und stellte sich ebenfalls vor: "Hallo, ich heiße Lala."
Sie bemerkte, dass Sianna ja ganz rot geworden war. Vermutlich hatte sie sich ein wenig in Daniel verliebt, kann das sein? Sie lächelte ein wenig, junge Liebe ist so etwas Schönes

Sianna lachte und sagte: "Also, er befindet sich recht in der Mitte der Stadt. Ziemlich versteckt!"
Sie führte Lala und Keira zu der Seitengasse, in der einen Tag zuvor auch sie stand. Ganz am Ende der Gasse war wieder der Trainingsplatz und schließlich das Haus. Sie gingen auf das Haus zu und Sianna klopfte an die Tür. Daniel öffnete vorsichtig die Tür und als er merkte dass sie auch da war machte er sie ganz auf. Er lächelte sie an und sie wurde etwas rot im Gesicht.
"Hi, Sia. Ich sehe schon, du hast Freundinnen mitgebracht. Darf ich die Namen der hübschen Ladys erfahren?", sagte er, nahm Keiras Hand, verbeugte sich ein bisschen vor ihr und küsste sie dann.
Das selbe tat er auch mit Lalas Hand.
"Ist er nicht ein Gentleman?", Sianna lächelte ihn an.
Sie beschloss schon einmal sich auf dem Rasen zu platzieren und etwas mit ihrem Schwert zu üben, während Lala und Keira noch mit Daniel redeten.