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"Loooos, sonst verlieren wir die Fährte!", rief Lala ihren Kamerade begeistert zu. Sie mussten nur die Rehe und Hirsche verfolgen, bis diese sich beruhigt hatten und wieder friedlich grasten. Sie rannte ans andere Ende der Lichtung, dort, wo die Tiere zwischen den Bäumen verschwunden waren, und schwang sich auf einen Baum. Die Elfe kletterte noch eine Äste weiter hoch und befand sich schätzungsweise drei Meter über dem Boden.
"Keira, wir bewegen uns lieber auf den Bäumen fort und das auch so sanft wie möglich, dann besteht noch die Chance, dass sie unser Geraschel dort oben mit dem der Vögel verwechseln, somit wird es wieder ein Leichtes ein weiteres Tier zu erlegen", erklärte Seimitsu Keira.
Er tat es Lala gleich und benutze diverse Bäume als Sprungschanzen, um auf dieselbe Höhe wie Lala zu gelangen.
"Schnell Keira!", rief Lala ihrer Freundin zu und kicherte, es erinnerte wahrscheinlich an ein paar kleine Kinder, Fangen oder Verstecken spielten.

Der Rest der Wildgruppe hüpfte erschreckt davon, der Hirsch fiel mit einem Plumps zur Seite um.
Keira staunte nicht schlecht und starrte mit aufgeklapptem Mund darauf, was Lala vollbracht hatte, und das mit einem einzigen, präzisen Schuss. Und sie hatte es gestern nicht einmal mit einem Schuss geschafft, einen eineinhalb Meter eintfernten Fisch zu töten...
Sie sah Seimitsu neugierig an und fragte: "Was machen wir jetzt? Da hilft uns wohl keine Konzentration der Welt, wenn die Rehe weg sind..."
Auch wenn es nicht so klang, denn sie war noch immer überrascht von Lalas Erfolg, so faszinierte sie doch der Gedanke, dass, wie Seimitsu vorhin gesagt hatte, man auch im Waldboden andere Tiere spüren konnte... Das klang toll. Auf einmal hatte Keira Lust, für immer im Wald zu bleiben. Was für ein kindischer Gedanke, und doch gefiel er ihr. Hier fühlte sie sich wohl, geborgen und mit allem verbunden...

Sie liefen ein bisschen weiter weg vom Rastplatz, bestimmt hatte der Aufruhr die Tiere verscheucht.
"Was wollen wir denn heute essen? Ein Reh? Einen Bären?"
Lala war selber etwas überrascht, dass sie so euphorisch auf das Jagen reagierte.
"Wie wäre es mit zwei Rehen? Eins für uns und eins für Alex", schlug Seimitsu vor.
"Okeydokey! Darf ich zuerst? Bitteeeeee?", bettelte die junge Kriegerin.
Wortlos und mit einem Grinsen überreichte er den Bogen und einen Pfeil. Sie pirschten sich an eine kleine Lichtung an, wo eine Gruppe von den besagten Waldbewohnern graste.
Lala spannte den Pfeil im Bogen und verharrte.
"So Keira, Zeit für die nächste Lektion", kicherte Seimitsu, der sich noch nicht so ganz an die Aufgabe eines Lehrmeisters gewöhnt hat. "Diesmal haben wir kein Wasser an den Füßen, aber Erde. Erde fließt zwar nicht, aber wenn man ganz genau aufpasst, optimalerweise barfuß, dann spürt man die Vibrationen im Boden. Wenn du dich an einer Vibrationsart fest hältst und nur auf sie achtest, dann kannst du feststellen, ob sich das Lebewesen von dir weg entfernt, oder auf dich zukommt. Beim Jagen muss man sich also ganz schön konzentrieren..."
"Ja, genau, Seimitsu, man muss sich ganz schön konzentrieren. So wie ich. Jetzt", lächelte Lala ihn an und konzentrierte sich wieder auf die Beute. Sie schoss einen Pfeil auf einen Hirsch und erlegte ihn. Die Spitze traf ihn am Hals, er müsste also t*t sein. Erleichtert übergab sie Seimitsu wieder den Bogen.
"Auf auf, meine lieben!"

"Ja, gerne.", sagte Keira grinsend und schnappte sich ihren Bogen plus Köcher, doch dann hielt sie inne. Sie sah zu Alex, und kurz überkamen sie Zweifel, ob sie nicht hier bleiben sollte. Aber was war das für ein dummer Gedanke? Der Magier und Fai würden ihm nichts tun, und Daisuke schien ihn gar nicht so sehr zu hassen, wie sie zuerst geglaubt hatte. Und Alex würde ihnen nichts tun. Hoffte sie. Naja, die Fesseln würden schon halten, und er sah sehr erschöpft aus, er schlief ja fast... Das würde schon gut gehen. Sie wandte sich ab und lächelte den anderen zu, damit sie gehen konnten. Keira war gespannt, was sie erwartete... Sie war sich noch nicht ganz sicher, ob ihr das mit dem Tiere töten lag. Sicher, sie war keine dieser seltsamen, dünnen Personen mit ungekämmten Haaren, die kuriose Kräuter rauchten und kein Fleisch aßen... Aber das Tier, das sie essen sollte, selbst erlegen? Beim Fisch war ihr schon etwas komisch gewesen. Andererseits freute sie sich sehr auf den Umgang mit dem Bogen, und was sollte man sonst mit einem Bogen machen, außer töten?

Wow, wenn schon Alex meint, dass dabei nichts Gutes rauskommen kann, dann wird es wohl wirklich etwas Schlechtes sein... Ich meine, wenn man alles mal betrachtet... Ein Vampir, ein dazu noch alter Vampir, der innerhalb von wenigen Minuten fast einen Elitekrieger getötet hätte, wurde beklaut und verprügelt.
"Shush Kopf, hör auf zu reden, du nervst", redete Lala leise mit sich selbst.
Sie machten Rast an einem Bach, und das plätschern des Mini-Wasserfalls beruhigte sie ein wenig. Der Magier hatte Alex an einem Stein deponiert und wollte nun dem Bogenschützen bei der Jagd helfen.
"Leute, wie wärs mal mit was... sättigenderem als Fisch?", schlug er vor.
- "Jaaaaa, bitte, ich verhungere!"
Der Magier griff nach einem Dolch und wollte Seimitsu begleiten.
"Na na, lass nur Maho, ich will auch mal wieder jagen", klagte Lala gespielt. Sie hatte zwar keinen richtig professionellen Bogen, aber Seimitsu wird ihr schon ab und zu die Chance geben, ihre Schützenfähigkeiten erneut zu testen. Außerdem hatte sie ja noch ihre Wurfdolche und ihr Schwert.
Keira war wieder Sammeln gegangen und Lala begab sich auf die Suche nach ihr.
"Hey, Keira, Seimitsu und ich gehen jetzt jagen, willst du mitkommen?"

Keira lächelte erleichtert und wieder ein bisschen stolz. Es kam ihr so vor, als wüsste sie langsam, was sie tat, und das war sogar das Richtige. Ein gutes Gefühl. Sie fand es zwar ein bisschen doof, dass der Magier Alex nun übernehmen sollte, aber selbst das glaubte sie zu verstehen. Ihr konnte nicht entgehen, dass sie für den Vampir wohl etwas verlockender war als all die anderen Snacks auf zwei Beinen in der Umgebung.
Jetzt wusste sie nicht genau, wo sie laufen sollte, und beschloss, sich zum Bogenschützen zu gesellen, um vielleicht ein wenig Unterricht unterwegs zu bekommen. Unsicher, wie sie ein Gespräch anfangen sollte, überlegte sie eine Weile, da unterbrach Daisuke ihre Gedanken. Verwirrt dachte sie über dessen Worte nach, doch sie beschloss schnell, dass dies kein fröhliches Thema war, und vergaß es wieder, bis Alex plötzlich, nach längerer nachdenklicher Stille der Truppe, murmelte: "Nichts Gutes... Wenn diese Typen einen Vampir K.O. schlagen können..."
Still und heimlich dachte er sich jedoch, dass die Diebe nicht das eigentliche Problem sein würden, sondern die, zu denen sie den Stein brachten. Er hatte nur Vermutungen, aber er befürchtete, dass sie alle in etwas größeres verwickelt worden waren, als ihnen lieb war. Und er hatte gedacht, er könnte den Stein besser beschützen, wenn er ihn Keira stahl... Er wusste nicht viel über dieses kleine Stück magischen Materials, doch er ahnte, dass es nur ein kleines Detail, ein kleiner Tropfen Öl im Getriebe des Bösen und Unfassbaren war. Doch all das sprach er jetzt lieber nicht aus.
Sie liefen eine Zeit lang in die Richtung, in die Keira gedeutet hatte. Ab und zu verlangsamten sie das Tempo, weil Alex anfing, zu straucheln und entkräftet herumzustolpern, doch er beteuerte immer wieder, dass es ihm gut ging und das nur davon kam, dass sein Körper noch mit den Verletzungen kämpfte. Keira wurde immer besorgter, ob ihm das Blut von vorhin auch gereicht hatte, doch es war so viel gewesen... Ein ausgewachsener Bär! Die Menge an Blut, die Alex getrunken haben musste, schaffte Keira in Wasser nicht mal an einem Tag.
Also gingen sie immer weiter, bis die Sonne schon tief am Himmel stand und sie Rast machen mussten. Glücklicherweise kamen sie nach kurzer Zeit des Suchens nach einem geeigneten Ort an einem kleinen(ganz kleinen) Wasserfall vorbei, der in eine Kuhle endete und dann zu einem Bach wurde. Keira lächelte. Es war irgendwie toll hier, sie fühlte sich wohl beim Plätschern des Wassers. Vielleicht konnte sie sich sogar ein wenig waschen, oder vielleicht konnte auch Alex ein wenig ins Wasser, denn er war vom vielen auf den Waldboden fallen voller Erde und Dreck. Und bestimmt konnte sie wieder üben, Fische zu fangen, hier mussten doch welche sein... Sie konnten ihre Wasservorräte auffüllen und eine Suppe kochen, also alles super. Außerdem fiel ein wenig Sonne auf die Steine am Rande des Baches, und da kam Keira sofort eine Idee. Noch bevor die anderen sich niedergelassen hatten, lief sie los und suchte nach essbaren Kräutern und Sträuchern im Umkreis. Sie fand zwei gute Büschel voll und drapierte sie auf einen trockenen, von der Sonne gewärmten Stein. Sie breitete die Blätter aus und drückte sie auf die warme Oberfläche. Ein wenig würde die Sonne noch scheinen, auch wenn das Licht immer orangener wurde. Sie suchte sich einen Stein mit einer Mulde darin und bereitete alles vor, damit sie nachher die von der Wärme angematschten Pflanzen zu einem genießbaren Brei manschen konnte. Als alles bereit da lag und sie nur noch warten musste, sah sie sich zu den anderen um.

Lala kicherte innerlich, ignorierte Alex' widerliches Machogehabe und klopfte Keira auf die Schultern. Es war ein bisschen riskant mit dem Feuer, beziehungsweise in diesem Fall mit dem Durst des Vampirs zu spielen, aber Keira hatte das Richtige getan: die Gefahr in Alex erkannt und ihn wieder einigermaßen gesichert. Aber es missfiel ihr, dass Keira Alex 'an der Leine nehmen' musste.
"Maho, übernimmst du bitte?", fragte sie wie ein Engel und deutete mit dem Kopf auf Alex.
Fai lief dicht neben ihr und flüsterte: "Das war ein Test oder?"
"Hmm.. wer weiß, vielleicht bin ich mit der Zeit auch ein bisschen schusselig geworden?", antwortete sie mit einem Lächeln ohne den Blick vom Vampir abzuwenden.
Sie folgten der von Keira angedeuteten Richtung.
"Was uns wohl am Ende dieser Jagd erwarten wird?", fragte sich Daisuke laut.

Alex biss die Zähne zusammen und versuchte nur, still zu halten, als ihm die Fesseln abgenommen wurden. Insgeheim dachte er, dass er es keine halbe Stunde aushalten würde, neben Keira herzulaufen und sie nicht anzurühren. Er hatte zwar genug getrunken, um es zu überleben, aber er war immer noch durstig... Dazu kam, dass Tierblut nie satt machte. Egal, wie viel man trank. Er starrte konzentriert auf seine befreiten Hände, wie, um sie mit seinem Blick unter Kontrolle zu halten. Alex atmete tief ein und aus, doch es wurde nicht besser. Seine Beine wollten loslaufen, seine Zähne sich in Fleisch graben... Aaahh...

Keira betrachtete ihn etwas ängstlich. Er war unruhig und schien irgendwie kurz vor der Hysterie zu sein. "Äh...", sagte sie unsicher, "Lala? Du ähm... also ich glaube... warte." Sie traute sich nicht, zu sagen, dass Alex ziemlich durstig aussah und kurz vor einem Blutrausch, denn Fai hatte ja klar gesagt, wie die Regeln waren, unter denen er weiterleben durfte. Also nahm sie kurzerhand dem Magier das Seil aus der Hand und ging auf den Vampir zu. Als dieser ihren Duft roch, hob er schnell den Kopf und sah sie halb hungrig, halb leidend an. Schnell erkannte er, was sie vorhatte, und streckte lächelnd seine Handgelenke aus. Dieses Lächeln war für Keira kurz dankbar, doch dann wurde es anzüglich und er schenkte es Lala. Er wollte nur irgendwie wieder das Gefühl haben, die Kontrolle zu haben, und sei es, dass er den Macho raushängen ließ, indem er Lala angrinste, weil Keira ihn fesselte. Innerlich kämpfte er mit sich, es war unerträglich, sie so sehr in der Nähe zu haben, wenn er doch nicht von ihrem köstlichen Blut trinken durfte.
Als seine Hände gefesselt waren, ließ Keira ein Stück Seil über, an dem man ihn festhalten und mitziehen konnte. Es war ein wenig unwürdig, aber sie hielt es für nötig.

Keira nahm das Ende des Seils und drehte sich zu den anderen um. *Bitte, bitte tötet ihn nicht... Er hat ja versucht, sich zu beherrschen, er gibt sich ja Mühe, uns nichts zu tun...* Diese Gedanken versuchte sie in einem Blick auszudrücken, bevor sie schnell wieder zum 'Geschäftlichen' kam: "Also ich würde sagen, wir gehen in diese Richtung, denn Alex kam offensichtlich von da..." Sie deutete auf einen langen Streifen aufgewuscheltes Laub.

Die junge Kriegerin sah den festgebundenen Vampir überrascht an. Naja, es hätte sie vielleicht nicht so sehr überraschen sollen, er wäre alleine Keira wegen mitgekommen. Bevor sie ihre Stimme erheben konnte, ergriff Fai das Wort.
- "Es wäre meinen Kameraden und mir sicher eine Freude, mit einem Wesen, gegen welches wir schon gekämpft haben, zu kooperieren, jedoch muss ich dir sagen, dass du keinerlei Vorteile aus unserer Zusammenarbeit ziehen würdest und wir dich bei der kleinsten Andeutung, dass du einem von uns ans Blut willst, insbesondere Keira", er lächelte böswillig, "töten werden."
"Klingt fair", fügte Lala hinzu, "Alex, können wir dir Vertrauen, dass du keinem von uns an die Gurgel springst, wenn wir dich gleich losbinden?"
Nunja, anders würde dieses Zusammenspiel ja sonst nicht funktionieren oder? Sie interpretierte sein Schweigen als ein "Ja" und ging auf ihn zu.
"Keine falsche Bewegung", sagte sie mit gefährlich spielerisch klingender Stimme und rammte ihr Schwert wenige Zentimeter neben seinem Kopf in den Baum. Die Elfin begann den Vampir loszubinden und überreichte dem Magier das Seil, so konnten sie es später erneut verwenden.

Erleichtert machte Alex etwas mit seinem Gesicht, das einem Lächeln fast ähnlich war. Sie nahmen ihn sogar ernst und glaubten ihm auf Anhieb. "ich glaube, dass es mehrere waren. Ich wurde mit etwas Hartem geschlagen, aber auch mit einem Pfeil beschossen. Kann sein, dass jemand mehrere Kriegerausbildungen gemacht hat, aber normal ist es nicht, oder?"
Keira lächelte zufrieden. Er machte seine Sache gut. Vielleicht war jetzt der richtige ZeitPunkt... Doch bevor sie etwas sagen konnte, kam Alex ihr zuvor.
"wenn ich... Mit euch mitgehe, dann kann ich vielleicht helfen, den Stein zu finden. Vielleicht erinnere ich mich an noch mehr Details, wenn ich erstmal wieder bei Kräften bin..."
Erstaunt sah Keira ihn an. Jetzt gerade war er wieder unvorhersehbar.

Als Alex den Mund öffnete, zuckte Lala kurz mit dem Schwert, begriff dann aber, dass er nur etwas sagen und nicht den Hals einer ihrer Kameraden zerfetzen wollte. Angespannt lauschte sie dem, was aus seinem Mund kam.
Ein Vampir? Überfallen? Was bitte könnte stark genug sein, einen Vampir zu überfallen?
- "Überfallen? Du? Wie... hmm... weißt du wenigstens, ob es eine oder mehrere Personen waren?"
"Ich sehe mich mal um, vielleicht finde ich irgendwelche Spuren", schlug Seimitsu vor und fragte durch einen Handwink den Drachen nach Unterstützung. Sie entfernten sich ein wenig von der Gruppe und suchten nach Spuren, die zum Dieb führten.

Sauer, aber, da der normale, 'liebe' Alex langsam wieder auftauchte, wohl wissend, dass die Krieger recht hatten und er lieber nichts falsches sagen sollte, schwieg der Vampir und starrte vor sich hin. Selbst, als Fai begann, ihn auszufragen, blieb er Stumm und regungslos. Keira betrachtete ihn, aus guter Entfernung, da sie ja nicht zu ihm gehen sollte. Es schien, als würdest sich langsam erholen, doch so ganz gesund sah er noch nicht aus. Sofort stand ihr Beschluss, irgendwie zu erreichen, dass er mit ihnen mitdurfte, fest. Aber das würde kaum möglich sein, wenn er sich jetzt querstelle. "Alex.", sagte sie ungeduldig. Darauf schien er zu reagieren. Er hob den Kopf und sah sie kurz verwundert an, dann antwortete er Fai. "ich weiß nicht, wo der Stein ist. Ich wurde... Naja, ich wurde überfallen.", gab er kleinlaut zu. "irgendjemand hat mich verprügelt... Ich konnte nicht sehen wer, aber als ich aufgewacht bin, wärmer Stein weg. Sie haben ihn mir wohl geklaut, als ich bewusstlos war." Er sah in die Gesichter der Krieger und wartete auf eine Reaktion. Wie wütend würden sie sein? Würden sie auf ihn losgehen? Oder würden sie ihn nur auslachen?

Fai warf Alex einen bösen Blick zu.
- "Hättest du es lieber gehabt, wenn wir dir gar kein Blut gegeben hätten und wieder gegangen wären?"
"Und ganz abgesehen davon, wie wagst du es überhaupt in Betracht zu ziehen, wir würden dir Menschen- oder gar Elfenblut besorgen?", fügte Lala leicht angewidert hinzu.
Die anderen Krieger, insbesondere Daisuke, wussten nicht ganz etwas mit der Situation anzufangen.

"Ähmm.. Keira, ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist. Warte lieber noch einen Moment."

- "Alex, wo ist der Stein?"
Er verlieh der Frage so viel Druck, dass selbst Lala eine Gänsehaut bekam.
"Antworte bitte schnell, wir haben keine Zeit zu verlieren. Wenn du erzählt hast, was du weißt, können wir wieder getrennte Wege gehen, wir suchen den Stein und du...du gehst wieder das machen, was du die letzten Jahrhunderte gemacht hast...", riet ihm der Magier.

Alex knurrte verärgert. Sie hatten ihm ja schon wieder Tier mitgebracht. Bär war noch schlimmer als Reh; bitter und irgendwie zäh. Er warf den Kriegern einen vorwurfsvollen Blick zu und schnaubte verächtlich: "Tierblut."
Dennoch war er durstig genug, um das Angebot nicht ablehnen zu können. Er lehnte sich von dem Baum weg und versuchte, das pelzige Tier zu erreichen. Sie hätten es ruhig an den Baum lehnen können, wie sollte er aus seiner sitzenden Position heraus schaffen, den auf dem Boden liegenden Hals des Bären zu erreichen? Schon wieder knurrte er wütend und beugte sich dann weiter vor, wobei ihm die Fesseln schmerzhaft ins Fleisch schnitten. Doch der Durst trieb ihn dazu, immer weiter zu machen, bis er schließlich die Zähne in die Kehle des Raubtiers graben konnte und das ekelhafte, aber lebenswichtige Blut seinen Mund füllte.
Es dauerte eine Weile, bis er den letzten Tropfen aus dem Riesenvieh gesaugt hatte. Er ließ von ihm ab und lehnte sich erschöpft und erleichtert zurück. Mit geschlossenen Augen ruhte er sich einen Moment lang aus, während das Tierblut ihm neue Kraft gab und sich sein Körper erholte. Als er ausgeruht genug war, sagte er entnervt: "Tierblut ist schlechter. Kaum Nährstoffe." Er knurrte kurz und gab dann Ruhe.

Keira stand wie erstarrt da, bis es vorbei war. Dann hielt sie es nicht mehr aus, nur dazustehen und ging zu Lala, um sie zu fragen: "Kann ich zu ihm gehen?"

Wieviel benötigten Vampire denn für die Heilung?
Die Krieger zögerten. Sollten sie ihm wirklich noch mehr Blut besorgen?
"Schnell, es kostet uns verdammt viel Zeit, wenn wir nicht schneller an Information kommen... wir müssen so schnell wie möglich den Stein finden...", presste Lala hervor. "Diesmal vielleicht etwas... größeres... wartet kurz!"
Sie schwang sich auf Nachtschattens Rücken und sie flogen davon.
"Hmhmhm.... aaah, da", sprach sie halb zu sich selbst, halb zum Drachen. Die beiden flogen näher an den Boden heran, sie waren vielleicht 500 Meter von den anderen entfernt. Circa drei Meter über dem Boden sprang Lala von seinem Rücken ab und landete direkt vor einem knapp zwei Meter großen, dunkelbraunen Bären.
"Tut mir leid, mein Schatz, aber es ist wichtig", entschuldigte sie sich im voraus und erlegte ihn mit einem gezielten Dolchwurf. Keine großen Schmerzen, schnell vorbei.
"Nachtschatten, hier." Der große Drache saß auf einem dickeren Ast und beobachtete das Spektakel, bis wieder seine Hilfe gefragt war.
Er packte den leblosen Bären mit den Vorderkrallen und so flogen sie die schwere Fracht wieder in Richtung der anderen Krieger.

Es war still geworden, Lala war seit zehn Minuten weg. Niemand wagte es ein Wort zu sagen.
"Und? Wann denkt ihr kommt sie zur-"
BUMMMM
Ein großer toter Bär landete nur wenige Zentimeter vor ihren Füßen und neben Keira landeten Lala und Nachtschatten. Letzterer schob den Bär näher zu Alex hin, so dass er in des Bären Fleisch beißen konnte.

Erleichtert nickte Keira. Das war gut. Sie wollten ihn nicht töten, zumindest nicht, wenn es nicht sein musste. Dennoch war sie davon überzeugt, dass sie, sollte Alex ausrasten dieses Opfer erbringen und irgendwie überwinden könnten. Nur widerwillig ließ sie sich hinter die Mauer aus bewaffneten Kriegern schieben. Selbst zog sie nicht ihren Bogen. Erstens, weil sie nicht gut genug damit umgehen konnte, um den anderen zu helfen, zweitens, weil sie nicht wusste, wie sie es über sich bringen sollte, auf ein humanoides Wesen zu zielen.
Sie stand, mal wieder etwas hilflos, da und wartete, ob Alex endlich aufwachte.

Lange Zeit geschah nichts, doch dann wurde den Kriegern auf einmal ohne jede Vorwarnung ein Reh entgegengeschleudert. Verwirrt blickte Keira darauf herab, wie es zwischen dem Bogenschützen und dem Magier lag, dann sah sie auf und ihr gefror das Blut in den Adern. Alex war wach. Er hatte den Kopf gehoben und starrte sie jetzt mit wahnsinnigem Blick an. Seine Augen sahen aus wie kaltes, eisblaues Feuer. Er sagte lange nichts, doch dann öffnete er die Lippen und sprach ein einziges Wort, das so scharf wie tausend Messer klang. "Durst."

Keira leistete ziemlich laut Widerstand, aber als sie den Grund sah, wurde sie wieder still. Glücklicherweise.
"Schon okay", sagte Lala und tätschelte ihr den Kopf.
Sie sah Alex aus der Ferne beim Blutsaugen zu. Es kam ihr vor wie eine Raubtierfütterung.
Danach fesselten sie ihn an einen Baum. Ob das Seil ihn wohl genug bannen würde? Vampire waren übermenschlich stark. Sogar stärker als eine Elfe, aber er war geschwächt oder?
"Maho, halte dich bereit, vielleicht müssen wir ein bisschen Magie benutzen, um ihn im Zaum zu halten", sprach Lala den Magier an (Maho bedeutet Magie ). Er nickte ihr zu und fixierte wieder den Vampir.

- "Wir müssen sogar hier bleiben, Keira. Er hat den Stein nicht mehr, also muss er ihn entweder versteckt haben, oder...", er schluckte, "oder jemand war stark genug, ihm den Stein wegzunehmen. In jedem Fall sollten wir warten, bis er sein volles Bewusstsein zurückerlangt und ihn darüber ausfragen."
Sie sahen ihm weiterhin beim Trinken zu und warteten darauf, dass er letzen Endes von dem blutleeren Reh abließ.
Als das Blut des Rehs schon fast vollkommen getrunken war, richtete jeder seine Waffe auf den Vampir und der Magier hielt sich auch mit seinem Zauber bereit. Die Krieger standen etwa zwei Meter von ihm entfernt, Keira gut geschützt hinter ihnen.
- "Alex? Wo ist der Stein? Alex?", versuchte Fai ihn anzusprechen.

"Hey!", empörte sich Keira lautstark, als sie weggezogen wurde. "Wir müssen ihm helfen! Sieh ihn doch an, er ist fast t*t, er kann uns gar nichts tun! Er stirbt bestimmt, wenn wir uns nicht um ihn kümmern!" Sie machte so weiter und verwandelte all den Stress der letzten Tage, all die Momente, in denen sie sich dumm und hilflos gefühlt hatte, in Zorn. Sie regte sich auf, manchmal so laut, dass sie sich nur mit Mühe daran erinnern konnte, dass sie auf diese Weise im Wald von irgendwelchen nicht gerade harmlosen Kreaturen entdeckt werden würden. Nicht so harmlos wie ihr kleiner, verletzter, hilfsbedürftige Kuschelvampir.
Gerade, als der Bogenschütze mit dem toten Reh zurückkam(wovon Keira nicht groß Notiz nahm, da sie viel zu sehr in ihren kleinen Ausbruch vertieft war), echauffierte sie sich: "Und ihr sagt immer, er ist so gefährlich, aber jetzt liegt er da, und er ist nicht etwa das Monster, von dem ihr gesprochen habt, sondern ein Opfer! Ein hilfloses, verletztes, schwaches-... Oh."

Alex hatte all seine Kraft gesammelt und konzentrierte sich voll und ganz aufs Überleben. Als Keira sich neben ihn kniete, empfand er nicht etwa das angenehme Gefühl, sie in der Nähe zu haben, oder die Freude darüber, dass sie ihm half und ihn retten wollte, sondern nur den brennenden Durst in seiner trockenen Kehle, den Durst nach ihrem Blut...
Seine Kraft reichte noch nicht dafür, sich zu nehmen, was er so sehr begehrte, vor allem nicht, wenn er sich dabei gegen eine ganze Kriegertruppe wehren musste. Als jemand das Reh neben seinen Kopf legte, begriff er, dass dies die leichteste Beute war, die er momentan kriegen konnte, wenn es auch kein besonderes kulinarisches Erlebnis war. Rehblut ging eigentlich nur in Notfällen, aber das hier war auf jeden Fall einer. Er würde im Augenblick sogar Daisukes Blut freiwillig trinken, auch wenn es absolut abscheulich schmeckte.
Die letzten unverbrauchten Fitzel Energie in seinem Körper sammelten sich und er machte eine schnelle Bewegung: Er riss den Kopf nach hinten, sperrte den Mund weit auf, und versenkte dann seine Zähne im Fleisch des Tiers.
Es hatte ihn alle Kraft gekostet, und er konnte sich jetzt bis aufs Saugen und Schlucken nicht mehr rühren, aber durch das warme Blut, dass seinen Hals hinab rann, fühlte er sich besser.

Keira war erschrocken zusammengezuckt und dann einen Moment lang erstarrt stehengeblieben, mitten in einer ihre Worte bekräftigende Geste. Sie ließ die Hände sinken, schluckte und biss sich auf die Lippe, bevor sie, ohne jemanden der Krieger anzusehen, leise sagte: "Danke."
Hoffentlich verstanden sie, dass sie sich damit gleichzeitig dafür bedanken wollte, dass Lala sie weggezogen und so vermutlich vor Alex' tödlichen Zähnen bewahrt hatte, und dafür entschuldigen, dass sie sich so aufgeregt und den Vampir schon wieder in Schutz genommen hatte. Sie holte tief Luft, dann war sie ganz klar. Nüchtern sagte sie: "Ich schlage vor, wir fesseln ihn schnell, bevor er wieder genug bei Kräften ist, um uns alle zu töten." So etwas über die Lippen zu bringen, verlangte ihr etwas Überwindung ab, aber es war nichts als die Wahrheit, und jetzt hatte sie es endlich auch begriffen. Man musste nicht lange nachdenken, um aus der sehr plötzlichen und heftigen Bewegung von Alex folgendes schlusszufolgern: Wenn ein Vampir nah am Sterben war, dann war ihm alles egal, hauptsache er bekam Blut. Keira hatte davon gehört, allerdings nicht unter solchen Bedingungen. Es wurde Blutrausch genannt. Wenn ein Blutsauger seine Besinnung verlor und zur Tötungsmaschine wurde, vorausgesetzt, er hatte genug Kraft. Und das würde wohl geschehen, wenn Alex mit dem Reh fertig war. Er hatte die Augen noch geschlossen, doch er musste sie nicht ansehen, damit Keira den Wahnsinn in seinem Verhalten begriff. Er war nicht bei sich.
Zusammen mit zwei anderen zog die Elfe ihn zu einem Baum, möglichst vorsichtig und darauf achtend, dass das Reh an seinem Mund blieb. Das war allerdings nicht besonders schwer, da Alex' Zähne sich so tief hineingegraben hatte, dass man es ihm mit roher Gewalt hätte entreißen müssen.
Noch immer halbwegs bewusstlos wurde der Vampir mit dem Rücken an einen Baum gesetzt und dann mit etwas Seil, das jemand dabei hatte, daran festgebunden. Keira, in ihrer Kindheit viel mit Seilen gespielt hatte und geschickt im Knotenbinden war, fesselte seine Hände und band sogar seine Füße zusammen, nur zur Sicherheit. Still und heimlich fragte sie sich, ob das wohl reichen würde. Ob ein wenig Seil einen rasenden Vampir stoppen konnte. Doch etwas besseres fiel ihr nicht ein.
Sie setzte sich mit etwas Sicherheitsabstand vor Alex hin und ließ die Augen nicht von ihm ab, halb aus Angst, halb aus Sorge.
"Ich glaube, wir sollten ein wenig hierbleiben.", sagte sie zu den anderen, ohne den Blick abzuwenden. Und als sie die Worte ausgesprochen hatte, überkamen sie Zweifel, ob die anderen ihr zustimmen würden. Der Stein war weg, Alex hatte ihn nicht mehr und war damit nicht mehr so wichtig. Es musste ein anderes Ziel verfolgt werden, sie mussten den Stein wieder finden. Und keiner der Gruppe konnte den Vampir wirklich leiden. Würden sie ihn zurücklassen wollen? Hoffen, dass er sich entweder nicht befreien konnte und so sterben müsste, oder, dass er ihnen wenigstens genug Vorsprung ließ? Ihn sicherheitshalber töten?

Keira, was tust du denn?
Die Kriegerin verfolgte das Schauspiel angespannt und beobachtete jede Bewegung in Keiras Umkreis. Gut, sie hatte den Pfeil aus Alex Schulter gezogen. Das war doch genug Hilfe, oder? Vampire konnten sich doch selber heilen. Sie war sich nicht sicher, ob sie dem Verletzten Lebewesen helfen sollte, oder ob sie immer noch Groll gegen ihn hegen sollte, dafür dass er fast ihren Bruder getötet hätte.
"Lala, schnell, schaff sie hier weg, wenn Vampire sich regenerieren, brauchen sie Blut!", flüsterte der Magier ihr zu.
Ein bisschen verdattert über sein Wissen über die Selbstheilung bei Blutsaugern folgte sie seinem Befehl. Die Kriegerin packte ihre Freundin am Arm und zog sie ein paar Meter weiter weg von Alex, hinter den Kreis der Krieger.
"Keira, bitte halte dich erst einmal ein bisschen fern von ihm... ich möchte nicht, dass er dich als wandelnden Energielieferanten nutzt, um seine Heilung zu beschleunigen oder sonst was...", sagte sie ihrer Freundin.

"Was machen wir jetzt? Helfen wir ihm oder bekämpfen wir ihn oder was?"
Der Bogenschütze war ungefähr genauso planlos wie alle anderen. Nach einer Weile gab Daisuke sich einen Ruck.
"Ich finde wir sollten warten, bis er geheilt ist. Aber... der Stein... wir sollten ihm den Stein abnehmen, bevor er wieder bei vollem Bewusstsein ist."
Zögernd tapste der noch angeschlagene Krieger auf den Vampir zu, wohl wissend, was ihm bei der letzten Begegnung wiederfahren ist. Er tastete ihn ab und... fand nichts.
"Der Stein... er ist nicht da", stellte er geschockt fest. "Vampir, wo ist der Stein?"
"Daisuke, er muss sich erst erholen... es ist glaube ich wie bei der Magie. Man hat gewisse Reserven, aber wenn diese fast aufgebraucht sind, spart man so viel Energie wie möglich, um schneller zu heilen. Man unterlässt jegliche Art von, für die Heilung irrelevanter, Tätigkeiten, so wie auch das Sprechen. Blut... besorgt ihm Blut, dann wird es schneller gehen."
Wow. Also waren sie schon so verzweifelt hinter dem Stein her? Dass sie einem Vampir, welcher erst vor einiger Zeit einen ihrer Krieger fast getötet hätte, bei der Heilung helfen?
Der Bogenschütze verschwand und brachte nach einigen Minuten ein erlegtes Reh zurück, welches einen Pfeil im Hals stecken hatte. Er legte es behutsam neben dem Vampir und zog sich dann schnell zurück, um seine Kampfposition wieder einzunehmen. Nur für den Fall, dass er versucht im Blutrausch sie alle zu töten.
- "Trink das, Alex, es ist zwar kein Menschen- oder gar Elfenblut, aber nunja... Blut", sprach Fai ihm zu.

Der Haufen gab ein Stöhnen von sich, machte aber keine Anstalten, aufzuwachen.

Keira spielte verwirrt mit. Sie schwieg, da die anderen so still waren, und tat, was sie taten, auch wenn sie nicht wusste, was Lalas Zeichen zu bedeuten hatten. Als sie sich an das leblose Etwas heranpirschten, wusste sie nicht, was es sein sollte, und blieb ein wenig mehr als die anderen auf Abstand, es misstrauisch beäugend. Irgendwann erkannte sie zumindest, dass es ein sehr verletzter Mensch war. Oder, Mensch? Bei dem Stöhnen wurde es ihr auf einmal klar und sie stürzte zu dem Vampir, ohne nachzudenken, und kniete sich neben ihn.
"Alex!", flüsterte sie mit rauer, entgeisterter Stimme. Was war passiert, das einen angeblich so unverwundbaren Vampir dermaßen zerschmettern konnte?
"Was ist los?" Sie räusperte sich schnell, um das Krächzen in ihrer Stimme verschwinden zu lassen.
Als er nicht reagierte, drehte sie sich hilflos zu den anderen um. "Wir müssen ihm helfen!", sagte sie nachdrücklich, denn so, wie sie derzeit alle dastanden, sah es eher so aus, als hielten sie ihn für eine gefährliche, nur kurz außer Gefecht gesetzte Bestie.
Vorsichtig zog sie den Mantel von Alex' Armen und erschrak, als sie den ganzen Schaden sah, den der Pfeil in seiner Schulter verursacht hatte: Ein klaffendes Loch, das durch den Stoff, die Haut und das Fleisch ging und dank dem man knapp auf das Schulterblatt sehen konnte. Auf den rohen Knochen. Keira wurde schlecht und sie drehte sich kurz weg, um sich zu fassen. Sie gab einige erstickte Laute von sich, doch dann beherrschte sie sich und griff nach dem Pfeil. Sie umschloss den Schaft mit beiden Händen und zog ihn mit einem starken Ruck, der widerliche Geräusche verursachte, aus Alex' verletztem Fleisch. Dankbar stöhnte der Halbtote neben ihr, wachte jedoch immer noch nicht auf.
Keira rang kurz mit sich, um sich nicht auf der Stelle zu übergeben, doch dann sah sie, was geschah: Die Wunde begann, zu heilen. Sichtbar. Ganz langsam, doch wenn man genau hinsah, bemerkte man, wie die Muskelmasse über dem Knochen Stückchen für Stückchen wieder zusammenwuchs. Jetzt verstand Keira: Vampire heilten sich selbst, und das schneller als alle anderen, das hatte sie schon irgendwo gehört. Und natürlich ging das nicht, wenn die Waffe noch in ihrem Körper steckte, völlig klar! Erleichtert und ein wenig stolz auf ihre Erkenntnis ließ sie sich nach hinten kippen, so dass sie mit angewinkelten Beinen auf dem Waldboden saß. Sie warf den blutverschmierten Pfeil weg und wartete darauf, was die anderen tun würden.

In Alex erwachte ein wenig Leben. Sein Bewusstsein kehrte langsam aus der dämmrigen Zwischenwelt zwischen T*d und Leben zurück und erkannte, dass er weiterleben würde. Seine Wunden heilten, auch die inneren von den Schlägen. Er musste sich nur erholen. Hätte er nicht so viel Blut verloren... Nur einen Augenblick lang war er er selbst, dann verwandelte sich sein Ich in das eines sehr verletzten Vampirs. Und sehr verletzte Vampire brauchten vor allem eines, um ihre Heilung in Gang zu setzen: Blut.
Bald, wenn er stark genug war, würde er sich welches holen. Aber noch war es nicht so weit, noch musste er ein wenig aus seinen Kraftreserven heraus heilen.

Die junge Elfe beobachtete neugierig die Umpackaktion von Keira und das Ergebnis ließ sie nicht unbeeindruckt. Sie kicherte und stimmte ihr bei der Funktionalität zu.
"Also gut, wir müssen... in diese Richtung!", rief der Bogenschütze, nachdem er sich umgesehen hatte.
Nach einem circa einstündigen Marsch knurrten schon die Mägen. Stimmt, da fehlte etwas...das Frühstück.
"Ich hab ein paar Brote, Käse und ein bisschen Obst eingepackt", meinte der Magier und leerte einen kleinen Stoffbeutel. Er teilte den Proviant auf und jeder erhielt eine ausreichende Portion. Nachtschatten ging wieder jagen...vielleicht ein Reh... oder einen Berglöwen. Während Lala herzhaft in ihr Brot biss, ließ sie zum dreimilliardsten Mal die Ereignisse der vergangenen Tage Revue passieren. Warum ergab alles so wenig Sinn? Als ihre Kameraden sich am Frühstück gestärkt hatten, machten sie sich wieder aufbruchbereit.
- "Daisuke, nichts für Ungut, aber ich glaube, dass wir schneller vorankommen, wenn du mit Nachtschatten aus der Luft suchst", schlug Fai vor.Der Krieger nickte und stieg, wenn auch etwas unbeholfen, auf den Rücken es Riesenreptils. Die beiden Gestalten schlugen sich ihren Weg durch die dichte Kronendecke frei und schon waren sie aus der Sichtweite.
Sie liefen wieder weiter, diesmal verflog die Zeit. Es kam einem teilweise vor wie ein tagelanger Marsch, der ins Nirgendwo führte.
Die Kriegerin lief gedankenverloren dem Mob hinterher und wurde mit einem kleinen Ruck aus ihrer mentalen Welt gerissen. Sie war gegen Seimitsu gelaufen, welcher stehengeblieben war.
"Uff.. tut mir leid... ich hab irgendwie nicht so aufgepasst..."
"Ähh, jaja, nicht so schlimm, aber schaut hier mal."
Er deutete auf eine Stelle neben einem Baum. Die Erde war an einem Ort dunkler als sonst. Der Bogenschütze streichelte ein bisschen über die dunkle Erde.
"Frisch umgegraben. Normalerweise vergraben Raubtiere ihre Beute nicht nach dem Verzehr." Er buddelte ein bisschen an jener Stelle und ließ nach ein paar Minuten davon ab.
"Ein toter Fasan. Der Körper ist noch nicht zersetzt, liegt also noch nicht sehr lange hier. Sieht noch recht... 'neu' aus."
Lala stieß mit der flachen Hand gegen die Stirn.
"Warum bist du nur so blind?! Pass doch besser auf, dir wäre das nie aufgefallen! Konzentrier dich! Und du nennst dich Elitekrieger?", schimpfte sie in ihrem Kopf mit sich selbst.
Es raschelte über ihnen und Daisuke und Nachtschatten ließen sich blicken. Vermutlich waren sie nah genug dran, um das Reptil jetzt hinter einer Geruchsspur hinterherjagen zu lassen.
"Na los, mein kleiner, versuch es", ermutigte sie ihn sanft und kraulte ihm den Kopf.
Der schwarze Drache kroch am Boden herum und ließ mit der Nase gar nicht mehr von der Walderde ab. Er verharrte und blickte mit dem Kopf in eine Richtung. Seimitsu drängte sich am großen Tier vorbei und untersuchte den Boden.
"Jap, genau da, hier sind Fußspuren."
Die Gruppe bewegte sich Richtung Vampir, Lala allen voraus.
Konzentration, Konzentration, Konzentration, verlier dich bloß nicht wieder in Gedanken, du bist so kurz davor, endlich Antworten zu bekommen!
Sie sog jedes einzelne Detail auf, an dem sie mit Elfengeschwindigkeit vorbeirauschte. Jeden Vogel, jeden Nager, jedes Insekt. Und dann sah sie ihn.
Der schwarze Mantel lag gefächert auf dem Boden und mittendrin in der schwarzen Stoffpfütze war ein still daliegender Hügel. Und... was war das? Etwas steckte in seiner Schulter... war es ein Pfeil? Welches Waldtier jagt mit Pfeil und Bogen?
Mit einem Handzeichen stoppte sie ihre Kameraden und mit dem nach oben zeigenden kreisförmige Bewegungen machenden Zeigefinger signalisierte sie ihnen, dass sie sich verteilen und das Objekt umzingeln sollten. So geschah es auch und als jeder seine Position eingenommen hatte, machten sie den Kreis enger. Und enger. Und enger.
Sie standen nun nur noch zwei Meter von dem Körper entfernt, jeder Krieger seine Waffe auf den Vampir gerichtet. Lala hielt ihre flache Hand nach oben und teilte ihren Kameraden Wartet mit.
Sie näherte sich ganz professionell dem Korpus, nahm sich einen Stock vom Boden und ging so nahe es ihr möglich war an ihn ran.
Die Elfe pikste ihn mit der Stockspitze in die unverletzte Schulter und flüsterte: "Alex?"

Keira überlegte. Dann hatte sie eine Idee: Sie holte sich von irgendwo einen übrigen Lederrucksack und befüllte ihn mit einigen der Decken, so viele, wie eben hineinpassten. Dann zog sie den nassen Umhang und auch das Stoffkleid aus und drapierte beides so auf dem Rucksack, das es möglichst flächig darüber hinaushing. Sie wurschtelte die Tasche irgendwie noch zusätzlich zu ihrem Köcher und dem Bogen auf ihren Rücken und grinste Lala dann stolz über ihre Idee an. "Ich denke, so sollte es funktionieren.", sagte sie zufrieden. "Also, von mir aus können wir los!"
Jetzt trug sie nur noch die Lederrüstung, die zum Laufen im Wald vielleicht etwas praktischer, dafür aber nicht so hübsch wie das Kleid war.

Alex verbrachte den Vormittag bewusstlos, während sich sein Körper von der Tortur erholte. Glücklicherweise ging das bei Vampiren schneller als bei Menschen, und so schwebte er in keinem Moment in Lebensgefahr. Er würde nachher nur gehörige Kopfschmerzen haben. Und großen Durst...

Die junge Kriegerin sah ihrer Freundin beim langsamen Aufwachen und Gähnen zu, sie sah einfach so niedlich aus!
"Also, wir müssen jetzt schon ein Stückchen weiterwandern, aber wir werden bald eine Jagdpause machen und frühstücken. Die anderen Krieger haben ihre Regenmäntel schon eingepackt, aber da deine restliche Bekleidung noch nass vom Fischen sein wird, kannst du die feuchten Sachen ja auch offen rumtragen, dann trocknen sie besser, ich kann dir auch dabei helfen!" Sie überlegte gerade weiter.
"Oder du packst deine Sachen nass ein und wir hängen sie heute Nacht zum trocknen auf, wobei ich dir aber eher erstere Methode empfehlen würde, da die Sachen zum wärmen beim Schlafen ganz praktisch wären."


[oh maaaaan, ich hab grad voll Mitleid mit Alex :S ]

Keira gab einige zerknirschte Laute von sich, und auch wenn sie völlig unverständlich waren, so wusste doch jeder, was sie zu bedeuten hatten: die junge Elfe hatte nicht die geringste Lust, jetzt aufzustehen und war der Meinung, dass Nächte allgemein zu kurz waren. Nachdem Lalas Stimme ihr aber auf angenehme Weise vertraut war und bis jetzt nichts Schlimmes bedeutet hatte, seufzte Keira und gab den Widerstand gegen das Wachsein auf. Sie öffnete die Augen und blinzelte durch blonde Strähnen, die ihr quer über dem Gesicht lagen, ins Tageslicht. Zunächst war sie erstaunt, hellgrünes Blätterdach zu sehen und den Geruch von feuchter Erde in ihrer Nase zu spüren, doch dann fiel ihr alles wieder ein. Sie setzte sich auf und versuchte, ein möglichst charmantes Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern. Wenn sie Glück hatte, wirkte sie vielleicht gerade so niedlich-verschlafen und nicht matschig-monsterhaft, doch von Eleganz konnte jedenfalls keine Rede sein, das wusste sie auch ohne einen Spiegel. Sie schüttelte ihr verwuscheltes Haar und gähnte dann herzhaft. Während einem langen "Hmmmmmhmmmhmhmmm...." beobachtete sie ihre Umgebung und konnte, sehr zur Erhellung ihrer Laune, mit ansehen, wie die anderen Krieger geweckt wurden. Sie grinste.
Dann wandte sie sich Lala zu und sah sie entschuldigend dafür an, dass sie sie so mürrisch angemurrt hatte. "Guten Morgen!", meinte sie nun lächelnd und fügte dann schnell hinzu: "Was passiert jetzt? Frühstücken wir? Oder müssen wir gleich los? Und was.. bäh..." Sie sah an sich herunter und bewegte ihre Arme und Beine etwas, nur um festzustellen, dass ihre Kleidung noch immer recht durchweicht war und ekelhaft an ihr klebte. "...was passiert mit den feuchten Klamotten?", beendete sie ihre Frage hilflos.

Alex hatte sich ein wenig unter einem Baum ausgeruht, sich dem Glauben hingebend, er sei die gefährlichste Kreatur im Wald, und war ein wenig eingenickt (ja, Vampire können schlafen, aber sie müssen es nur sehr selten), als ihn ein dumpfer Schlag aus seinen Träumen holte. Verwirrt versuchte er sich aufzurichten, doch jemand drückte so stark auf seinen Kopf, dass er nicht konnte. Wieder ein Schlag, diesmal auf die Seite seines Gesichts. Alex gab einen ächzenden Laut von sich und wollte sich wehren, doch es drehte sich ihm alles und seine Hände schlugen blind in der Luft herum. Weil nun langsam sein Gehirn die Gefahr erkannte, in der er sich befand, wurden seine Eckzähne ein Stück länger und er biss in die Luft. Ein weiterer Schlag gegen die Stirn, nun sah er gar nichts mehr, nur noch blauschwarz gefleckte Finsternis. Verzweifelt biss er erneut zu, und ein plötzliches Nachlassens des Drucks auf seinem Kopf und ein durch seine halbtauben Ohren ersticktes Fluchen deuteten darauf hin, dass er diesmal erfolgreich gewesen war. Schnell stand er auf und stürzte Hals über Kopf los. Taumelnd und stolpernd versuchte er, einfach nur wegzukommen, die Hände von sich streckend, um Hindernisse rechtzeitig zu ertasten. Dann durchbohrte etwas seine Schulter und er fiel auf die Knie. Bevor er wieder aufstehen konnte, drosch etwas auf seinen Rücken ein, und er knickte zusammen. Mit einem leisen Stöhnen verabschiedete sich sein Bewusstsein und er blieb regungslos auf dem Waldboden liegen.

Lala öffnete langsam die Augen. Die Sonne war schon aufgegangen und vereinzelte Strahlen schlugen sich durch das dicke Blätterdach und erleuchtete das Lager der Krieger. Soweit sie aus ihrer Position heraus sehen konnte, schliefen noch alle. Die junge Elfe sah ihrem Verlobten ins Gesicht. Lala hatte das erste Mal seit langer Zeit wieder in seinen Armen geschlafen. Es fühlte sich wunderbar an, so geborgen. Sie musterte sein Gesicht. Die Haut sah so zerbrechlich und weich aus. Er war recht blass. Sein Gesicht erinnerte sie an das einer Porzellanpuppe. Einige seiner schwarzen Wellen fielen ihm sanft über die Augen, welche von einem dichten, geschwungenem Wimpernkranz umgeben wurden. Er fing an zu blinzeln und öffnete ebenfalls die Augen. Fai lächelte und begrüßte sie mit einem ruhigen "Guten Morgen".
"Guten Morgeeen!", antwortete sie und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn.
Die beiden standen auf und passten ihre Rüstung dem Wetter an, legten also dementsprechend die dicken Regenumhänge ab, falteten sie und verstauten sie beim restlichen Gepäck.
Die Krieger machten sich daran ihre Kameraden zu wecken, Fai übernahm die anderen Krieger und Lala weckte Keira.
Sie strich ihr ein bisschen durch das im Sonnenlicht gold glänzende weiche Haar und flüsterte ihr dann zu: "Guten Morgen, Keira. Komm, steh auf, wir müssen weiter."